Der römische Historiker Livius schildert die Reaktion der Lucretia auf ihre Vergewaltigung als ein Vorbild römischer Tugend
Als (der Vergewaltiger) sah, dass sie hart blieb und sich nicht einmal durch die Gefahr des Todes beugen ließ, fügte er zur Furcht die Schande hinzu: Neben ihren Leichnam werde er einen nackten ermordeten Sklaven legen, damit man sage, sie sei in schändlichem Ehebruch getötet worden. Als die Begierde mit diesem Schrecken die standhafte Keuschheit besiegt hatte [...], sagte sie ihrem Gatten auf die Frage ,Geht es Dir gut‘: ,Überhaupt nicht. Was ist gut an einer Frau, wenn sie die Keuschheit verloren hat? [...] Aber ansonsten ist nur der Körper verletzt, der Geist unschuldig. Das wird der Tod bezeugen. Aber versprecht mir mit Eurer Rechten, dass der Ehebrecher nicht straffrei ausgehen wird. [...] Ihr werdet sehen, was er verdient hat; ich befreie mich nicht von der Strafe, auch wenn ich frei von Schuld bin. Keine unkeusche Frau soll fürderhin nach dem Beispiel der Lucretia leben‘. Sie richtete das Messer, das sie unter dem Gewand verborgen hatte, auf das Herz und fiel, um zu sterben, vornübergebeugt in die Verwundung.