Perkams-Zitatenschatz.de

Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thomas von Aquin: Kommentar zum Liber de causis 1, p. 5, 1; 8, 12f. und 21-24; 9, 26-10, 9

Original:

Thomas von Aquin präzisiert diese These, die er aus dem Liber de causis kennt, im Hinblick auf per se- und akzidentelle Ursachen
(1) Omnis causa primaria plus est influens super suum causatum quam causa secunda universalis. […]
[1] Est autem considerandum, in quibus causis haec propositio habeat veritatem. […] Manifestum est […], quod, quanto aliqua causa efficiens est prior, tanto eius virtus ad plura se extendit; unde oportet quod proprius effectus eius communior sit. Causae vero secundae proprius effectus in paucioribus invenitur; unde et particularior est. […]
[2] Si […] quaeratur […], utrum praedicta verificentur in omnibus causis quomodolibet ordinatis, manifestum est quod non. Invenimus enim causas ordinari dupliciter: uno modo per se, alio modo per accidens. Per se quidem, quando intentio primae causae respicit ad ultimum effectum per omnes medias causas, sicut cum ars fabrilis movet manum, manus martellum qui ferrum percussura extendit, ad quod fertur intentio artis. Per accidens autem, quando intentio causae non procedit nisi ad proximum effectum […], sicut cum aliquis accendit candela, praeter intentionem eius est quod iterum accensa candela accendat aliam et illa aliam. […] In causis igitur per se ordinatis haec propositio habet veritatem.

Quelle: Thomas von Aquin: Kommentar zum Liber de causis /Super librum de causis expositio 1, p. 5, 1; 8, 12f. und 21-24; 9, 26-10, 9.
Edition: N.N.

Themen:

  • Thomas von Aquin
  • Mittelalterliche Philosophie

(1) Jede Primärursache übt mehr Einfluss auf sein Verursachtes aus als eine universale Zweitursache. […] [Erste Proposition des Liber de causis]
[1] Es ist aber zu beachten, in welchen Ursachen dieser Satz Wahrheit aufweist. […] Es ist klar […], dass sich die Kraft einer Wirkursache, je früher sie ist, auf desto mehr Wirkungen erstreckt. Daher muss ihre eigentümliche Wirkung allgemeiner sein. Die eigentümliche Wirkung einer Zweitursache findet sich aber in Wenigerem. Daher ist sie auch partikulärer. […]
[2] Wenn […] gefragt wird […], ob das Gesagte in Bezug auf alle Ursachen, die in jeder Form geordnet sind, wahr ist, ist klar, dass dem nicht so ist. Denn wir stellen fest, dass Ursachen auf zweierlei Weise geordnet sind: und zwar an sich, insofern die Intention der ersten Ursache durch alle mittleren Ursachen hindurch bis zur letzten Wirkung blickt, wie wenn die Handwerkskunst die Hand bewegt, die Hand den Hammer, der das Eisen, um es zu bearbeiten, ausdehnt. Hierauf ist die Intention der Fertigkeit ausgerichte; aber akzidentell, wenn die Intention der Ursache nur bis zur nächsten Wirkung geht, […] wie wenn es dann, wenn jemand eine Kerze anzündet, außerhalb seiner Intention liegt, dass die angezündete Kerze wieder eine Kerze anzündet und diese eine andere. […] Bei den in sich geordneten Ursachen enthält dieser Satz also Wahrheit.


Übersetzer: Matthias Perkams