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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Gaius Musonius Rufus: Diatriben 3; 4 (p. 8f., 14 Hense)

Original:

Der Stoiker Musonius Rufus betont die Fähigkeit der Frauen zur Philosophie
[1] Ἐπεὶ δ’ ἐπύθετό τις αὐτοῦ, εἰ καὶ γυναιξὶ φιλοσοφητέον, οὕτω πως ἤρξατο διδάσκειν ὡς φιλοσοφητέον αὐταῖς.
[2] Λόγον μέν, ἔφη, τὸν αὐτὸν εἰλήφασι παρὰ θεῶν αἱ γυναῖκες τοῖς ἀνδράσιν, ᾧ τε χρώμεθα πρὸς ἀλλήλους καὶ καθ’ ὃν διανοούμεθα περὶ ἑκάστου πράγματος, <εἰ> ἀγαθὸν ἢ κακόν ἐστι, καὶ καλὸν ἢ αἰσχρόν. […] ἔτι δὲ ὄρεξις καὶ οἰκείωσις φύσει πρὸς ἀρετὴν οὐ μόνον γίνεται τοῖς ἀνδράσιν, ἀλλὰ καὶ γυναιξίν. […]
[3] ὅτι δὲ οὐκ ἄλλαι ἀρεταὶ ἀνδρός, ἄλλαι δὲ γυναικός, ῥᾴδιον μαθεῖν. αὐτίκα, φρονεῖν δεῖ μὲν τὸν ἄνδρα, δεῖ δὲ καὶ τὴν γυναῖκα· ἢ τί ὄφελος εἴη ἂν ἄφρονος ἀνδρὸς ἢ γυναικός; εἶτα <δεῖ> δικαίως βιοῦν οὐδέτερον ἧττον θατέρου· ἀλλ’ ὅ τε ἀνὴρ οὐκ ἂν εἴη πολίτης ἀγαθὸς ἄδικος ὤν, ἥ τε γυνὴ οὐκ ἂν οἰκονομοίη χρηστῶς, εἰ μὴ δικαίως. τὸ γοῦν μοιχεύειν τῷ μοιχεύεσθαι ἐπ’ ἴσης κολάζουσιν οἱ νόμοι.

Quelle: Gaius Musonius Rufus: Diatriben /διατριβή /Diatribae 3; 4 (p. 8f., 14 Hense).
Edition: N.N.

Themen:

  • Frauen in der Philosophie
  • Stoiker
  • Wege des Ich

[1] Als jemand von ihm wissen wollte, ob auch Frauen philosophieren sollen, begann er in etwa so zu lehren, dass sie philosophieren sollen:
[2] Die Frauen haben, sagte er, die gleiche Vernunft von den Göttern erhalten wie die Männer, die wir untereinander verwenden und mit der wir über jede Angelegenheit nachdenken, sie gut oder schlecht, schön oder schändlich ist. […]. Ferner entwickelt sich ein Streben und eine Vorbereitung zur Tugend von Natur aus nicht nur bei den Männern, sondern auch bei den Frauen.
[3] Dass aber die Tugenden der Frau keine anderen als die der Männer sind, ist leicht zu begreifen. Zunächst einmal muss, ebenso wie der Mann, auch die Frau klug sein. Welchen Nutzen brächte ein unkluger Mann oder eine unkluge Frau? Sodann muss der eine nicht weniger gerecht leben als der andere. Der Mann wird doch gewiss kein guter Bürger sein, wenn er ungerecht ist, und die Frau wird gewiss den Haushalt nicht gut führen, wenn sie es nicht gerecht tut. Zum Ehebruch anzustiften und angestiftet zu werden bestrafen die Gesetze gleichermaßen.


Übersetzer: Matthias Perkams