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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Sextos Empirikos: Gegen die Mathematiker 7, 211- 216 = LS 18 A

Original:

Epikur erläutert Grundlagen der Anerkennung von Meinungen
οὐκοῦν τῶν δοξῶν κατὰ τὸν Ἐπίκουρον αἱ μὲν ἀληθεῖς εἰσιν αἱ δὲ ψευδεῖς, ἀληθεῖς μὲν αἵ τε ἐπιμαρτυρούμεναι καὶ οὐκ ἀντιμαρτυρούμεναι πρὸς τῆς ἐναργείας, ψευδεῖς δὲ αἵ τε ἀντιμαρτυρούμεναι καὶ οὐκ ἐπιμαρτυρούμεναι πρὸς τῆς ἐναργείας. ἔστι δὲ ἐπιμαρτύρησις μὲν κατάληψις δι’ ἐναργείας τοῦ τὸ δοξαζόμενον τοιοῦτον εἶναι ὁποῖόν ποτε ἐδοξάζετο, οἷον Πλάτωνος μακρόθεν προσιόντος εἰκάζω μὲν καὶ δοξάζω παρὰ τὸ διάστημα ὅτι Πλάτων ἐστί, προσπελάσαντος δὲ αὐτοῦ προσεμαρτυρήθη ὅτι ὁ Πλάτων ἐστί, συναιρεθέντος τοῦ διαστήματος, καὶ ἐπεμαρτυρήθη δι’ αὐτῆς τῆς ἐναργείας. [...] ὡσαύτως δὲ καὶ ἡ οὐκ ἐπιμαρτύρησις ἀντίξους ἐστὶ τῇ ἐπιμαρτυρήσει· ἦν γὰρ ὑπόπτωσις δι’ ἐναργείας τοῦ τὸ δοξαζόμενον μὴ εἶναι τοιοῦτον ὁποῖόν περ ἐδοξάζετο, οἷον πόρρωθέν τινος προσιόντος εἰκάζομεν παρὰ τὸ διάστημα Πλάτωνα εἶναι, ἀλλὰ συναιρεθέντος τοῦ διαστήματος ἔγνωμεν δι’ ἐναργείας ὅτι οὐκ ἔστι Πλάτων. [...] ὅθεν ἡ μὲν ἐπιμαρτύρησις καὶ οὐκ ἀντιμαρτύρησις τοῦ ἀληθὲς εἶναί τι ἐστὶ κριτήριον, ἡ δὲ οὐκ ἐπιμαρτύρησις καὶ ἀντιμαρτύρησις τοῦ ψεῦδος εἶναι.

Quelle: Sextos Empirikos: Gegen die Mathematiker /Adversus mathematicos (M.) 7, 211- 216 = LS 18 A.
Edition: N.N.

Auslegung:

Als Wahrheitskriterium nennt Epikur die Bestätigung und das Nicht-Gegenzeugnis durch die Evidenz. Das Gemeinte muss also mit der Wirklichkeit übereinstimmen und darf kein Gegenzeugnis in ihr finden. Findet es keine Bestätigung und eine Gegenzeugnis so ist es falsch.
- Erkenntnis nach diesem Text Überprüfung von Meinungen anhand von Sinneswahrnehmung
- Sinneswahrnehmung kann Meinungen entweder (positiv) bestätigen oder (negativ) widerlegen
- entscheidend ist dabei die Evidenz, die hierzu erreicht werden muss
- Evidenz in den genannten Beispielen leicht herstellbar, und zwar besonders im negativen Fall: negative Existenz ist denkbar und führt zu einem „Gegenzeugnis“, das die Theorie als falsch erweist
- Epikur nimmt aber auch die Möglichkeit einer Bestätigung der Meinung durch Evidenz an
- Problem besteht hierbei darin, wie dies positiv abgesichert werden soll, insbesondere bei allgemeinen Meinungen

Themen:

  • Wahr und Falsch
  • Wahrheit
  • Epikureismus
  • Antike Philosophie II

Von den Meinungen sind nun nach Epikur die einen wahr und die anderen falsch. Wahr sind die, die durch die Evidenz bestätigt werden, und die, die durch sie ein Nicht-Gegenzeugnis erhalten. Falsch sind dagegen die Meinungen, die durch die Evidenz ein Gegenzeugnis, und die, die durch sie eine Nicht-Bestätigung erhalten. Eine Bestätigung ist ein Auffassen dessen, dass das, was man meint, so ist, wie man meinte, dass es sei, durch Evidenz. Zum Beispiel: Wenn Platon aus der Ferne herankommt, schätze ich zunächst und meine, dass es Platon ist; wenn er nähergekommen ist, gibt es ein stärkeres Zeugnis, dass es Platon ist; und wenn die Entfernung überbrückt ist, wird es auch durch die Evidenz selbst bestätigt. [...] Genauso steht auch die Nicht-Bestätigung der Bestätigung entgegen. Dabei handelt es sich um eine Konfrontation durch die Evidenz der Tatsache, dass das Gemeinte in Wirklichkeit nicht so ist, wie man meinte, dass es sei. Zum Beispiel: Wenn von weitem jemand herankommt, und wir schätzen aus der Entfernung, dass es Platon ist, aber wenn die Entfernung überbrückt ist, erkennen wir durch Evidenz, dass es nicht Platon ist. [...] Somit sind Bestätigung und Nicht-Gegenzeugnis das Kriterium dafür, dass etwas wahr ist, die Nicht-Bestätigung und das Gegenzeugnis hingegen das Kriterium dafür, dass etwas falsch ist.

Übersetzer: Perkams in Anlehnung an Hülser