Original:
Der natürliche Ursprung von Sprache nach Epikur
Ἀλλὰ μὴν ὑποληπτέον καὶ τὴν φύσιν πολλὰ καὶ παντοῖα ὑπὸ αὐτῶν τῶν
πραγμάτων διδαχθῆναί τε καὶ ἀναγκασθῆναι, τὸν δὲ λογισμὸν τὰ ὑπὸ ταύτης
παρεγγυηθέντα ὕστερον ἐπακριβοῦν καὶ προσεξευρίσκειν ἐν μέν τισι θᾶττον,
ἐν δέ τισι βραδύτερον [...]. Ὅθεν καὶ τὰ ὀνόματα ἐξ ἀρχῆς μὴ θέσει γενέσθαι,
ἀλλ’ αὐτὰς τὰς φύσεις τῶν ἀνθρώπων καθ’ ἕκαστα ἔθνη ἴδια πασχούσας πάθη
καὶ ἴδια λαμβανούσας φαντάσματα ἰδίως τὸν ἀέρα ἐκπέμπειν στελλόμενον ὑφ’
ἑκάστων τῶν παθῶν καὶ τῶν φαντασμάτων, ὡς ἄν ποτε καὶ ἡ παρὰ τοὺς
τόπους τῶν ἐθνῶν διαφορὰ εἴη.
Quelle:
Epikur:
Brief an Herodotos
/
Epistula ad Herodotum
75f. = LS 19A.
Edition: N.N.
Auslegung:
- zentrales Anliegen Epikurs ist die Ablehnung der Theorie, Sprache sei „erfunden“ worden
- zugleich aber auch Ablehnung der z.B. platonischen Theorie, es gebe gleichsam natürliche Namen mit unmittelbarem Wahrheitsbezug
- stattdessen folgt das Entstehen der verschiedenen Sprachen aus der Abarbeitung der Menschen an ihrem natürlichen Umfeld, d.h. auf eine natürlich notwendige Weise
- die bewusste Reflexion auf Namen bzw. Bezeichnungen setzt damit deren Vorhandensein schon voraus, wobei diese wieder die sinnesbezogene Beziehung zur Wirklichkeit voraussetzt
- Wahrheitsrelevant sind schließlich auch die Gefühle, nämlich die ursprünglichen Gefühle Freude (hedone) und Trauer → Handlungskriterien, die zur Ethik überleiten
- insgesamt fällt doppelte Rolle der Sinneswahrnehmung auf: ihre ursprüngliche Wirkung auf uns bestimmt in Form von Vorkonzepten unser Leben, was wiederum das Vorwissen ist, dessen Meinungen wissenschaftlich geprüft werden
→ kluge und durchdachte Konzeption wissenschaftlicher Methodik
Themen:
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Natur
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Sprache
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Antike Philosophie II