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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Aristoteles: Nikomachische Ethik X 5, 1175b 24-29. 1176a 3-19

Original:

Aristoteles’ Gründe dafür, die Freude nicht für den Inhalt der Eudaimonie zu halten
καθ’ ἑκάστην [...] ἐνέργειαν οἰκεία ἡδονὴ ἔστιν. ἡ μὲν οὖν τῇ σπουδαίᾳ οἰκεία ἐπιεικής, ἡ δὲ τῇ φαύλῃ μοχθηρά· καὶ γὰρ αἱ ἐπιθυμίαι τῶν μὲν καλῶν ἐπαινεταί, τῶν δ’ αἰσχρῶν ψεκταί. [...] δοκεῖ δ’ εἶναι ἑκάστῳ ζῴῳ καὶ ἡδονὴ οἰκεία, ὥσπερ καὶ ἔργον· [...] ἥδιον γὰρ χρυσοῦ τροφὴ ὄνοις. [...] διαλλάττουσι δ’ οὐ σμικρὸν ἐπί γε τῶν ἀνθρώπων· τὰ γὰρ αὐτὰ τοὺς μὲν τέρπει τοὺς δὲ λυπεῖ, καὶ τοῖς μὲν λυπηρὰ καὶ μισητά ἐστι τοῖς δὲ ἡδέα καὶ φιλητά. [...]· οὐ γὰρ τὰ αὐτὰ δοκεῖ τῷ πυρέττοντι καὶ τῷ ὑγιαίνοντι. [...] εἰ δὲ τοῦτο καλῶς λέγεται [...], καὶ ἔστιν ἑκάστου μέτρον ἡ ἀρετὴ καὶ ἁγαθός, ᾗ τοιοῦτος, καὶ ἡδοναὶ εἶεν ἂν αἱ τούτῳ φαινόμεναι καὶ ἡδέα οἷς οὗτος χαίρει.

Quelle: Aristoteles: Nikomachische Ethik /Ethica Nicomachea (EN) X 5, 1175b 24-29. 1176a 3-19.
Edition: Gigon

Auslegung:

- grundsätzlich ist die Bindung bestimmter Freuden an bestimmte Naturen, z.B. die bestimmter Lebewesen
- diesen entspricht die „zweite Natur“ des Menschen, die durch seine Habitus bzw. seine Tugenden entsteht
- da auch diese sehr unterschiedlich sind, können Menschen an unterschiedlichen Dingen Freude haben
- diese können freilich richtig oder falsch sein, wie das Beispiel des Gesunden oder Kranken zeigt
→ im Endeffekt ist die Freude zu erstreben und gut, die der richtigen Lebenseinstellung folgt
- deren Maß ist der Weise, so dass wahre Freundschaft aus der Tugend folgt

Themen:

  • Freude
  • Antike Philosophie II
  • Eudaimonie

Jeder Aktivität ist eine eigentümliche Freude zugeordnet; die der tugendhaften [Aktivität] zugeordnete [Freude] ist tugendhaft, die der verwerflichen [zugeordnete] schlecht. Denn auch die Begierde nach Edlem ist lobenswert, die nach Schändlichem tadelnswert. [...] Es scheint aber jedem Lebewesen eine eigentümliche Freude zugeordnet zu sein, so wie auch eine Tätigkeit. [...] Denn für die Esel ist die Nahrung freudvoller als Gold. [...] Bei den Menschen freilich gibt es keine geringen Unterschiede. Denn dasselbe erfreut den einen und bereitet dem anderen Leid und ist für die einen leidvoll und verhasst, für die anderen aber freudvoll und willkommen. [...] Es ist für den Fieberkranken nicht dasselbe wie für den Gesunden. [...] Wenn dies richtig ist [...] und das Maß von allem die Tugend und der gute [Mensch] als solcher sind, so wird auch Freude sein, was ihm so scheint, und freudvoll, voran er Vergnügen hat.

Übersetzer: Perkams in Anlehnung an Gigon