Perkams-Zitatenschatz.de

Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Cicero: Das höchste Gut und das höchste Übel I 30 = LS 21A

Original:

Die Verbindung der Freude mit der menschlichen Natur nach Epikur
Omne animal, simul atque natum sit, voluptatem appetere eaque gaudere ut summo bono, dolorem aspernari ut summum malum et, quantum possit, a se repellere, idque facere nondum depravatum ipsa natura incorrupte atque integre iudicante. itaque negat opus esse ratione neque disputatione, quam ob rem voluptas expetenda, fugiendus dolor sit. sentiri haec putat, ut calere ignem, nivem esse albam, dulce mel. [...] etenim quoniam detractis de homine sensibus reliqui nihil est, necesse est, quid aut ad naturam aut contra sit, a natura ipsa iudicari. ea quid percipit aut quid iudicat, quo aut petat aut fugiat aliquid, praeter voluptatem et dolorem?

Quelle: Cicero: Das höchste Gut und das höchste Übel /De finibus bonorum et malorum ( Fin.) I 30 = LS 21A.
Edition: N.N.

Auslegung:

- hier wird die Freude auf die menschliche Natur zurückgeführt
- diese ist so unmittelbar, dass sich eine Diskussion an sich verbietet
- Hintergrund ist die platonisch-aristotelische Vorstellung, dass immer eine Freude die Handlungsmotivation abgibt
- Epikur sieht hier in die freudvolle Natur des Guten selbst, die ihrerseits einfach und nicht mehr hinterfragbar ist
- kluger Schachzug, der eine Immunisierung des Arguments vor rationaler Diskussion und Infragestellung zur Folge hat

Themen:

  • Freude
  • Höchstes Gut
  • Antike Philosophie II
  • Epikur

Jedes Lebewesen strebt, sobald es geboren ist, nach Genuss, freut sich daran als an dem höchsten Gut und verschmäht Schmerz als das größte Übel und weist ihn von sich, soweit es kann; dies tut es, wenn es noch nicht verdorben ist, dadurch, dass seine Natur selbst unverfälscht und integer urteilt. Deshalb bestreitet [Epikur], dass ein Argument oder eine Erörterung darüber benötige, weshalb der Genuss anzustreben und der Schmerz zu meiden sei. Er ist der Meinung, dass man diese Dinge ebenso merkt wie, dass Feuer heiß, der Schnee weiß und der Honig süß ist. [...] Weil nämlich nichts mehr übrig ist, wenn man vom Menschen die Sinne abzieht, muss notwendig von der Natur selbst beurteilt werden, was ihr gemäß oder was wider die Natur ist. Was nimmt sie nun wahr oder urteilt sie, was anzustreben oder zu meiden ist, außer Genuss und Schmerz.

Übersetzer: N.N.