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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Diogenes Laertios: Leben der Philosophen 7, 76f. = LS 36A

Original:

Grundbegriffe der stoischen Satzlogik
Λόγος δέ ἐστιν [...] τὸ συνεστηκὸς ἐκ λήμματος ἢ λημμάτων καὶ προσλήψεως καὶ ἐπιφορᾶς, οἷον ὁ τοιοῦτος, “εἰ ἡμέρα ἐστί, φῶς ἐστι· ἡμέρα δέ ἐστι· φῶς ἄρα ἐστί”. λῆμμα μὲν γάρ ἐστι τὸ “εἰ ἡμέρα ἐστί, φῶς ἐστι”·πρόσληψις τὸ “ἡμέρα δέ ἐστιν”· ἐπιφορὰ δὲ τὸ “φῶς ἄρα ἐστί”. τρόπος δέ ἐστιν οἱονεὶ σχῆμα λόγου, οἷον ὁ τοιοῦτος “εἰ τὸ πρῶτον, τὸ δεύτερον ἀλλὰ μὴν τὸ πρῶτον· τὸ ἄρα δεύτερον”. Λογότροπος δέ ἐστι τὸ ἐξ ἀμφοτέρων σύνθετον, οἷον “εἰ ζῇ Πλάτων, ἀναπνεῖ Πλάτων· ἀλλὰ μὴν τὸ πρῶτον· τὸ ἄρα δεύτερον”. παρεισήχθη δὲ ὁ λογότροπος ὑπὲρ τοῦ ἐν ταῖς μακροτέραις συντάξεσι τῶν λόγων μηκέτι τὴν πρόσληψιν μακρὰν οὖσαν καὶ τὴν ἐπιφορὰν λέγειν, ἀλλὰ συντόμως ἐπενεγκεῖν “τὸ δὲ πρῶτον· τὸ ἄρα δεύτερον”.

Quelle: Diogenes Laertios: Leben der Philosophen /Vitae philosophorum (Vit.) 7, 76f. = LS 36A.
Edition: N.N.

Auslegung:

- der Text verweist auf die komplexe logische Struktur der stoischen Lehre
- im Zentrum stehen Satzzusammenhänge, anders als in der aristotelischen Syllogistik
- vgl. ein begrifflich akzentuiertes syllogistisches Schema
- grundlegend Struktur der stoischen Aussagenlogik ist hingegen der modus ponens, zu dem noch weitere modi hinzukommen
- für die hier zitierte Variante ist die Variierung der Prämissen ein entscheidender Geschichtspunkt
- von vornherein Ausrichtung der stoischen Sätze auf umfangreiche Argumentationsketten, die abgekürzt zitiert werden

Themen:

  • Logik
  • Stoiker
  • Satzlogik
  • Antike Philosophie II

Ein Argument ist [...] das, was einer Prämisse oder aus Prämissen sowie aus einer Zusatzprämisse und einer Konsequenz besteht, z.B.: ,Wenn es Tag ist, ist es hell; nun ist es Tag; also ist es hell‘. Hier ist nämlich ,Wenn es Tag ist, ist es hell‘ die Prämisse, ,nun ist es Tag‘ die Zusatzprämisse und ,also ist es hell‘ die Konsequenz. Eine Modusformel ist sozusagen das Schema des Arguments, z.B. ,wenn das Erste, dann das Zweite; nun aber das Erste; also das Zweite‘. Ein Modusargument ist das, was aus beidem zusammengesetzt ist, z.B. ,wenn Platon lebt, dann atmet Platon; nun aber das Erste; also das Zweite‘. Eingeführt wurde das Modusargument, um in den ausgedehnteren Ketten von Argumenten die Zusatzprämisse, die dort ja lang ist, und die Konsequenz nicht mehr nennen zu müssen und stattdessen schließen zu können ,nun das erste, also das zweite‘.

Übersetzer: Hülser