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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Sextos Empirikos: Pyrrhonische Hypotyposen 2, 135f. 139-141. 143 = LS 36B

Original:

Die Lehre vom Beweis nach den Stoikern
a) λόγος ἐστὶ σύστημα ἐκ λημμάτων καὶ ἐπιφορᾶς· τούτου δὲ λήμματα μὲν εἶναι λέγεται τὰ πρὸς κατασκευὴν τοῦ συμπεράσματος συμφώνως λαμβανόμενα ἀξιώματα, ἐπιφορὰ δὲ [συμπέρασμα] τὸ ἐκ τῶν λημμάτων κατασκευαζόμενον ἀξίωμα. [...] ἔνθεν καὶ ἀληθῆ λόγον εἶναί φασι τὸν δι’ ἀληθῶν λημμάτων ἀληθὲς συνάγοντα συμπέρασμα. πάλιν δὲ τῶν ἀληθῶν λόγων οἱ μέν εἰσιν ἀποδεικτικοὶ, οἱ δ’ οὐκ ἀποδεικτικοί.
b)καὶ ἀποδεικτικοὶ μὲν οἱ διὰ προδήλων ἄδηλόν τι συνάγοντες [...]. οἷον ὁ μὲν τοιοῦτος λόγος ‘εἰ ἡμέρα ἔστι, φῶς ἔστιν·ἀλλὰ μὴν ἡμέρα ἔστιν· φῶς ἄρα ἔστιν’ οὐκ ἔστιν ἀποδεικτικός· τὸ γὰρ φῶς εἶναι, ὅπερ ἐστὶν αὐτοῦ συμπέρασμα, πρόδηλόν ἐστιν. ὁ δὲ τοιοῦτος ‘εἰ ἱδρῶτες ῥέουσι διὰ τῆς ἐπιφανείας, εἰσὶ νοητοὶ πόροι· ἀλλὰ μὴν ἱδρῶτες ῥέουσι διὰ τῆς ἐπιφανείας· εἰσὶν ἄρα νοητοὶ πόροι’ ἀποδεικτικός ἐστι, τὸ συμπέρασμα ἔχων ἄδηλον, τὸ ‘εἰσὶν ἄρα νοητοὶ πόροι’. [...] ἡ οὖν ἀπόδειξις καὶ λόγος εἶναι ὀφείλει καὶ συνακτικὸς καὶ ἀληθὴς καὶ ἄδηλον ἔχων συμπέρασμα [καὶ] ἐκκαλυπτόμενον ὑπὸ τῆς δυνάμεως τῶν λημμάτων, καὶ διὰ τοῦτο εἶναι λέγεται ἀπόδειξις λόγος δι’ ὁμολογουμένων λημμάτων κατὰ συναγωγὴν ἐπιφορὰν ἐκκαλύπτων ἄδηλον.

Quelle: Sextos Empirikos: Pyrrhonische Hypotyposen /Πυρρώνειοι ὑποτνπώσεις /Pyrrhoneae Hypotyposes (P. ) 2, 135f. 139-141. 143 = LS 36B.
Edition: N.N.

Auslegung:

- wichtig: nicht jedes Argument ist ein Beweis, sondern nur ein solches, das tatsächlich zu neuen Erkenntnissen führt
- daher ist z.B. der Satz „wenn es Tag ist, ist es hell“ etc. kein Beweis
- weiterhin ist die Richtigkeit der Prämissen und der gültige Schluss vorausgesetzt
→ Beweis erfordert umfangreiche Wahrheitsbedingungen
- in der Definition des Beweises ist weiterhin die Akzeptanz der Prämissen verankert
→ vorausgesetzt ist zunächst eine Gesprächssituation, in der die Argumente unter eingestandenen Prämissen vorgetragen werden
- daher keine „absolute“ Beweiskraft des Beweises, sondern von vornherein nur secundum quid
- jedenfalls wird eine inhaltlich notwendige Strukturierung von Tatsachen vorausgesetzt, damit Sätze und Beweise über sie gültig sein können
- damit impliziter Bezug der Logik auf die stoische Physik

Themen:

  • Logik
  • Stoiker
  • Argument
  • Beweis
  • Antike Philosophie II

a) Ein Argument ist eine Zusammenstellung aus Prämissen und Konsequenz. Dabei sind die Prämissen, wie sie sagen, die zur Begründung des Schlusssatzes einhellig angenommenen Aussagen, und die Konsequenz oder der Schlusssatz ist die aus ihnen begründete Aussage. [...] Daher sagen sie auch, ein wahres Argument sei dasjenige, was aus wahren Prämissen einen wahren Schlusssatz schlüssig folgert. Von den wahren Argumenten sind wiederum die einen beweisend, die anderen nicht beweisend.
b) Beweisend sind diejenigen, die aus Offensichtlichem etwas nicht Offensichtliches folgern [...]. Nicht beweisend ist z.B. das Argument ,wenn es Tag ist, ist es hell; nun aber ist es Tag; also ist es hell‘; denn dass es hell ist – der Schlusssatz des Arguments – ist offensichtlich. Beweisend ist aber ein Argument wie ,wenn Schweiß durch die Haut fließt, gibt es gedanklich erfassbare Poren; nun aber fließt Schweiß durch die Haut; also gibt es gedanklich erfassbare Poren‘, denn es hat den nicht offensichtlichen Schlusssatz ,also gibt es gedanklich erfassbare Poren‘. [...] Ein Beweis muss demnach ein Argument sein, außerdem schlüssig und auch noch wahr, und er muss einen Schlusssatz haben, der nicht offensichtlich ist und durch die Kraft der Prämissen enthüllt wird; und das ist der Grund, weswegen gesagt wird: Der Beweis ist ein Argument, das aus akzeptierten Prämissen vermittels einer schlüssigen Folgerung eine nicht offensichtliche Konsequenz enthüllt.

Übersetzer: Hülser