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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Plutarch von Chaironeia: Die ethische Tugend 441A-D

Original:

Die stoische Definition der Tugend als Habitus des Intellekts (Antike Philosophie I)
a) καὶ Ζήνων [...] ὁ Κιτιεύς, ὁριζόμενος τὴν φρόνησιν ἐν μὲν ἀπονεμητέοις δικαιοσύνην ἐν δ’ αἱρετέοις σωφροσύνην ἐν δ’ ὑπομενετέοις ἀνδρείαν· ἀπολογούμενοι δ’ ἀξιοῦσιν ἐν τούτοις τὴν ἐπιστήμην φρόνησιν ὑπὸ τοῦ Ζήνωνος ὠνομάσθαι. [...] Κοινῶς δ’ ἅπαντες οὗτοι τὴν ἀρετὴν τοῦ ἡγεμονικοῦ τῆς ψυχῆς διάθεσίν τινα καὶ δύναμιν γεγενημένην ὑπὸ λόγου, μᾶλλον δὲ λόγον οὖσαν αὐτὴν ὁμολογούμενον καὶ βέβαιον καὶ ἀμετάπτωτον ὑποτίθενται· καὶ νομίζουσιν.
b) οὐκ εἶναι τὸ παθητικὸν καὶ ἄλογον διαφορᾷ τινι καὶ φύσει [ψυχῆς] τοῦ λογικοῦ διακεκριμένον, ἀλλὰ τὸ αὐτὸ τῆς ψυχῆς μέρος, ὃ δὴ καλοῦσι διάνοιαν καὶ ἡγεμονικόν, δι’ ὅλου τρεπόμενον καὶ μεταβάλλον ἔν τε τοῖς πάθεσι καὶ ταῖς καθ’ ἕξιν ἢ διάθεσιν μεταβολαῖς κακίαν τε γίνεσθαι καὶ ἀρετήν, καὶ μηδὲν ἔχειν ἄλογον ἐν ἑαυτῷ, λέγεσθαι δ’ ἄλογον, ὅταν τῷ πλεονάζοντι τῆς ὁρμῆς ἰσχυρῷ γενομένῳ καὶ κρατήσαντι πρός τι τῶν ἀτόπων παρὰ τὸν αἱροῦντα λόγον ἐκφέρηται.

Quelle: Plutarch von Chaironeia: Die ethische Tugend /Περὶ ἠθικῆς ἀρετῆς /De virtute morali ( Virt. Mor.) 441A-D.
Edition: N.N.

Auslegung:

- stoische Definition der Tugend geht davon aus, dass sich eine Tugend durchgehend verändert
→ es gibt eigentlich nur eine Tugend, die unter verschiedenen Namen benannt wird
- Erklärung Chrysipps ist, dass es sich hierbei um ein Wissen handelt, d.h. um eine bestimmte Einstellung eines Leitvermögens, das in sich durchgehend rational ist
- folglich keine Unterscheidung von Charakter und Verstand
→ alle Tugenden sind bestimmte Dispositionen des Verstandes bzw. Formen von Wissen
- freilich: Gegenteil von Tugend muss auch eine Eigenschaft des vernünftigen Leitvermögens sein
- Unterschied von Tugend und Laster liegt also im Wissen: Tugend ist ein richtiges, handlungsleitendes Wissen, Laster ist ein Irrtum
- Folge ist geringere Festigkeit des Lasters, in dem sich das Leitvermögen leicht von außen beeinflussen lässt
- dagegen zeichnet sich Tugend durch Konstanz und Unveränderlichkeit des Urteils aus, das die Dauerhaftigkeit des Weisen bedeutet
→ Freiheit von äußeren Einflüssen als wesentliches Element des stoischen Glücksideals impliziert
- daher fällt dieses mit der apatheia, der Freiheit von Erleiden, zusammen
- zugleich Übereinstimmung mit der Natur, der so durch ein konstantes Urteil zugestimmt wird
- im Ergebnis hat der stoische Weise dieselbe Gelassenheit wie der Epikureer
- allerdings nur, wenn er ganz weise geworden ist, denn die eine Tugend des Wissens hat man oder hat man nicht

Themen:

  • Stoiker
  • Tugend
  • Antike Philosophie II
  • Wege des Ichs

a) Auch Zenon [...] von Kition definiert die Klugheit als Gerechtigkeit beim Verteilen, als Maßhalten beim Wählen, als Tapferkeit beim Ertragen. Zur Verteidigung behaupten die Stoiker, hierbei werde das Wissen von Zenon Klugheit genannt. [...] Diese alle aber nehmen gemeinsam an und glauben, dass die Tugend eine bestimmte Disposition des Hegemonikon der Seele sei und eine Fähigkeit, die durch die Vernunft entstanden ist, ja die vielmehr Vernunft ist, die übereinstimmend, fest und unveränderlich besteht.
b) Denn das zu Emotionen neigende und nicht Rationale sei durch keinen Unterschied und keine Natur vom rationalen unterschieden, sondern es handle es sich um denselben Seelenteil, den sie ja Verstand beziehungsweise Hegemonikon nennen. Er wandle und verändere sich ganz in den Emotionen und den Veränderungen im Habitus oder in der Disposition und werde Schlechtigkeit oder Tugend. Er habe nichts nicht Rationales in sich, sondern werde [nur] nicht rational genannt, solange er durch das stark und herrschend gewordene Hinzutreten eines Impulses entgegen der wählenden Vernunft zu etwas Sinnlosem hingetragen werde.

Übersetzer: N.N.

Quelle: N.N.