Original:
Al-Kindī (ca. 800-866) greift die antike These auf, die Philosophie sei die wertvollste Tätigkeit des Menschen
إن أعلى الصناعات الإنسانية منزلة أشرفها مرتبة صناعة الفلسفة التلي حدها علم الأشياء بحقاءقها بقدر طاقة الإنسان.
Quelle:
Al-Kindī :
Die erste Philosophie
/
Al-falsafa al-ūlā
/
Philosophia prima
I, S. 59.
Edition: Al-Kindī, Die erste Philosophie. Arabisch-Deutsch. Übersetzt und eingeleitet von Anna Akasoy, Freiburg u.a. 2011.
Auslegung:
Al-Kindī (ca. 800-866), der Begründer der arabisch-islamischen Philosophie, fasst hier antike Aussagen über die Bedeutung der Philosophie als wertvollster Tätigkeit des Menschen zusammen. Der Autor, der auch aufgrund seiner ethnischen Herkunft als „Philosoph der Araber“ bezeichnet wird (im Unterschied zu dem Perser Ibn Sīnā und zu Al-Fārābī, der ebenfalls aus Mittelasien stammte), gebraucht für „Philosophie“ das griechische Lehnwort
falsafa, in dem die Konsonanten des griechischen Wortes noch enthalten sind. Die Zuschreibung eines obersten Ranges an die Philosophie geht dabei, wie bei Justin (Zitat Nummer 250) auf verschiedene Dialoge Platons zurück. Die Formulierung „soweit es dem Menschen möglich ist“, ist der Philosophiedefinition aus Platons
Theaitet (Zitat Nummer 14) entlehnt. Die Deutung der Philosophie als Wissen von Dingen in ihrer Wahrhaftigkeit erinnert wiederum sehr an den Kirchenvater Justin (Zitat Nummer 250). Inhaltlich spielt sie auf Platons Ideenlehre an, greift aber möglicherweise auch die Hochschätzung des Wissens (
ʿilm) im Islam auf.
Themen:
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Philosophie
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Judentum und Islam
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Ähnlichwerden mit Gott
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Philosophie (Begriff von)
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Arabisch-islamische Philosophie