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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Themistios : 2. Rede an Konstantios 30bc. 32cd

Original:

Der platonisierende Redner Themistios (ca. 317-388) über wahre Philosophie
Ὑμεῖς δὲ ἴσως ὑπολαμβάνετε, ἐὰν μέν τις ἄνω καὶ κάτω περὶ συλλογισμῶν διαλέγηται, καὶ οὔτιδας λόγους ἐξετάζειν οἷός τε ᾖ, καὶ τοὺς ἐγκεκαλυμμένους ἀποκαλύπτειν καὶ τινάς τε αὖ καταφάσκοντας καὶ ἀποφάσκοντας [...] ὧν χαλεπὴ μὲν ἡ ξύνεσις, ἀχρεῖος δὲ ἡ ἐπιστήμη [...], τοῦτον μὲν καὶ τὸν τοιοῦτον φιλοσοφεῖν; ἢ μᾶλλόν γε ὅστις ὑπὲρ ἀρετῆς θαμὰ διεξίοι καὶ θαρραλεότητος καὶ ἀνδρείας ἐπὶ σκιμποδίου καθήμενος καὶ πρὸς μειράκια τρία ἢ τέτταρα, οὐχ οἷός τε ὢν τοῦ δωματίου παρακῦψαι ὑπὸ ἀσθενείας; [...] Ἀλλ’ ἐμοὶ ἀπόχρη τὸν κολοφῶνα ἐπιμαρτύρασθαι. [...] τὸ γὰρ δὴ κεφάλαιον αὐτῷ καὶ τὸ πέρας καὶ ἡ κορυφὴ ξυμπάντων τῶν λόγων τοῦτό ἐστιν, ὅτι μηδὲν ἄλλο ἐστὶ φιλοσοφία ἢ ὁμοίωσις θεοῦ κατὰ τὸ δυνατὸν ἀνθρώπῳ.

Quelle: Themistios : 2. Rede an Konstantios /Oratio secunda ad Constantium 30bc. 32cd.
Edition: Themistii Orationes quae supersunt. Recensuit H. Schenkl et al. Volumen 1–3, Leipzig 1965–1974.

Auslegung:

Der vorliegende Text ist ein schönes Zeugnis für die antike Debatte darüber, was „wahre“ Philosophie sei. Wie viele andere Autoren lehnt der antike Rhetor, Philosophielehrer und politisch engagierte Mensch Themistios dabei ein Philosophieverständnis ab, das zu sehr auf philosophische bzw. logische Details gerichtet ist. Zusätzlich kritisiert er einen Unterricht im kleinen Rahmen. Demgegenüber betont Themistios die Höhe des Ideals der Philosophie, das Platon mit der Definition eines „Ähnlichwerdens mit Gott“ (Zitat Nummer 14) umschrieben hat.

Themen:

  • Philosophie
  • Antike Philosophie II
  • Ähnlichwerden mit Gott
  • Logik
  • Philosophen (Stereotypen über)
  • Philosophieunterricht
  • Philosophen

Nehmt Ihr vielleicht an, dass jemand ein Philosoph ist, wenn er herauf und herunter über logische Schlüsse spricht und in der Lage ist, jedwede Argumente zu überprüfen, die verborgenen offenzulegen, und zwar sowohl affirmative als auch negative, [...] deren Verständnis schwer, deren Kenntnis aber nutzlos ist? [...] Oder vielleicht eher, dass der ein Philosoph ist, der die Tugend gründlich behandelt und die Kühnheit und die Tapferkeit – wobei er auf einem Bettchen vor drei oder vier jungen Kindern sitzt und vor Schwäche nicht einmal in der Lage ist, aus seinem Häuschen heraus zu blicken? [...] Mir genügt es demgegenüber, den Gipfel der Philosophie zu bezeugen [...]. Denn der Hauptpunkt für Platon sowie das Ende und der Gipfel aller Worte ist dies, dass die Philosophie nichts anderes ist als das Ähnlichwerden mit Gott, soweit es einem Menschen möglich ist.

Übersetzer: Matthias Perkams