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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Cicero: Der Staat (Cicero) I 1f. 3

Original:

Cicero über den Vorzug der Tugend des Staatsmanns
(1) Unum hoc definio: tantam esse necessitatem virtutis generi hominum a natura tantumque amorem ad communem salutem defendendam datum, ut ea vis omnia blandimenta voluptatis otique vicerit.
(2) Nec vero habere virtutem satis est, quasi artem aliquam, nisi utare. Etsi ars quidem, cum ea non utare, scientia tamen ipsa teneri potest, virtus in usu sui tota posita est.
(3) Usus autem eius est maximus civitatis gubernatio, et earum ipsarum rerum quas isti in angulis personant reapse, non oratione, perfectio. Nihil enim dicitur a philosophis, quod quidem recte honesteque dicatur, quod ab eis partum confirmatumque sit, a quibus civitatibus iura descripta sunt. [...]
(4) Quin etiam Xenocratem ferunt, nobilem in primis philosophum, cum quaereretur ex eo, quid adsequerentur eius discipuli, respondisse, ,ut id sua sponte facerent, quod cogerentur facere legibus‘.

Quelle: Cicero: Der Staat (Cicero) /De re publica (Rep.) I 1f. 3.
Edition: N.N.

Auslegung:

- erster aristotelischer Hinweis betrifft die Notwendigkeit von Aktivität für ein tugendhaftes Leben (aristotelischer Grundzug)
- darin auch Unterscheidung von der techne
- zugleich wiederum Betonung der Naturgegebenheit der Tugend
- typisch römisch ist die Betonung der Staatslenkung als wichtigstes Element tugendhaften Lebens
- zugleich Gegenüberstellung zu aktivitätsfeindlichen philosophischen Positionen (Epikureer)
→ ursprüngliche Quelle der Moral sind nicht philosophische Einsichten, sondern ist eine richtige Gesetzgebung

Themen:

  • Tugend
  • Antike Philosophie II

(1) Dies eine lege ich fest: Dem Menschengeschlecht wurde ein so großes Bedürfnis nach Tugend und eine solche Liebe dazu, das Wohl der Allgemeinheit zu verteidigen, von der Natur gegeben, dass diese Kraft alle Schmeicheleien der Lust und der Untätigkeit besiegt hat.
(2) Aber es ist nicht genug, die Tugend zu besitzen, sowie irgendeine Fertigkeit, wenn Du sie nicht benutzt. Auch wenn nämlich eine Fertigkeit, während Du sie nicht benutzt, doch als das Wissen selbst behalten werden kann, ist die Tugend allein in ihren Gebrauch gelegt.
(3) Die Regierung eines Staates ist aber ihr vorzüglichster Gebrauch und die Vollendung genau der Dinge, die jene in den Ecken verkünden, durch die Tat, nicht durch die Rede. Denn nichts wird von den Philosophen gesagt, soweit es nämlich richtig und ehrenvoll gesagt wird, was von denen hervorgebracht und bestätigt wurde, von denen die Rechtsordnungen niedergelegt wurden. [...]
(4) Man überliefert ja sogar, dass Xenokrates, ein Philosoph der allerersten Reihe, auf die Frage, was seine Schüler erreichten, geantwortet habe: ,dass sie das aus eigenem Antrieb tun, wozu sie von den Gesetzen gezwungen würden‘.

Übersetzer: N.N.