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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Porphyrios von Tyros : Leben Plotins § 10

Original:

Porphyrios von Tyros (ca. 233-301/5), der Biograph Plotins, beschreibt dessen selbstbewusste Haltung gegenüber den Göttern
Φιλοθύτου δὲ γεγονότος τοῦ Ἀμελίου καὶ τὰ ἱερὰ κατὰ νουμηνίαν καὶ τὰς ἑορτὰς ἐκπεριιόντος καί ποτε ἀξιοῦντος τὸν Πλωτῖνον σὺν αὐτῷ παραλαβεῖν ἔφη·«ἐκείνους δεῖ πρὸς ἐμὲ ἔρχεσθαι, οὐκ ἐμὲ πρὸς ἐκείνους.»Τοῦτο δὲ ἐκ ποίας διανοίας οὕτως ἐμεγαληγόρησεν, οὔτ’ αὐτοὶ συνεῖναι δεδυνήμεθα οὔτ’ αὐτὸν ἐρέσθαι ἐτολμήσαμεν.

Quelle: Porphyrios von Tyros : Leben Plotins /Vita Plotini (vit. Plot.) § 10.
Edition: Plotini Opera. Ediderunt P. Henry / H.-R. Schwyzer. Tomus 1: Porphyrii vita Plotini. Enneades I–III, Oxford 1964, S. 1–38.

Auslegung:

Die Lebensbeschreibung Plotins, die sein Schüler Porphyrios von Tyros (ca. 233-301/5) verfasste, ist keine Biographie im modernen Sinn, sondern möchte Plotin als Beispiel für das Ideal eines vollkommenen Philosophen im neuplatonischen Sinne darstellen. In dieser Hinsicht haben spätantike Philosophenbiographien einen ähnlichen Charakter wie religiös geprägte Heiligenviten. Das zeigt sich hier besonders deutlich, denn Plotin sieht offenbar keine Notwendigkeit, sich am traditionellen Kult der antiken Götter zu beteiligen. Vielmehr ist er sich bewusst, eine so göttliche Seele zu haben, dass Götter, die mit materiellen Opfern verehrt werden können, eigentlich zu ihm kommen müssten. Der Philosoph ist also ein göttlicher Mensch, dessen Einsichten auch von seinen Schülern, wie Amelios, nicht nachvollzogen werden können.

Themen:

  • Götter
  • Plotin
  • Antike Philosophie II
  • Wege des Ich
  • Neuplatonismus
  • Philosophie und Religion
  • Biographie (philosophische)
  • Göttlicher Mensch (Theios anēr)
  • Tod und Sterben

Als [Plotins Kollege] Amelios opferfreudig geworden war, bei Neumond sowie an den Festen dort herumging und Plotin aufforderte, mit ihm teilzunehmen, sagte dieser: "Jene müssen zu mir kommen, nicht ich zu ihnen." Aus welcher Einsicht heraus er so große Reden führte, konnten wir weder verstehen, noch wagten wir danach zu fragen.

Übersetzer: Matthias Perkams