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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Porphyrios von Tyros : Leben Plotins § 23

Original:

Porphyrios schildert die Vereinigungen Plotins mit dem Einen, das hier “Gott” genannt wird
Οὕτως δὲ μάλιστα τούτῳ τῷ δαιμονίῳ φωτὶ πολλάκις ἐνάγοντι ἑαυτὸν εἰς τὸν πρῶτον καὶ ἐπέκεινα θεὸν ταῖς ἐννοίαις καὶ κατὰ τὰς ἐν τῷ «Συμποσίῳ» ὑφηγημένας ὁδοὺς τῷ Πλάτωνι ἐφάνη ἐκεῖνος ὁ θεὸς ὁ μήτε μορφὴν μήτε τινὰ ἰδέαν ἔχων, ὑπὲρ δὲ νοῦν καὶ πᾶν τὸ νοητὸν ἱδρυμένος. Ὧι δὴ καὶ ἐγὼ Πορφύριος ἅπαξ λέγω πλησιάσαι καὶ ἑνωθῆναι ἔτος ἄγων ἑξηκοστόν τε καὶ ὄγδοον. [...] Ἔτυχε δὲ τετράκις που, ὅτε αὐτῷ συνήμην, τοῦ σκοποῦ τούτου ἐνεργείᾳ ἀρρήτῳ.

Quelle: Porphyrios von Tyros : Leben Plotins /Vita Plotini (vit. Plot.) § 23.
Edition: Plotini Opera. Ediderunt P. Henry / H.-R. Schwyzer. Tomus 1: Porphyrii vita Plotini. Enneades I–III, Oxford 1964, S. 1–38.

Auslegung:

Auch hier stellt Porphyrios, ebenso wie in Zitat Nummer 254, die göttliche Natur Plotins heraus. Diesmal geschieht dies, indem Plotin die unio mystica zugeschrieben wird, also ein Einswerden mit dem höchsten Prinzip, dem neuplatonischen Einen. Dass das Eine gemeint ist, sieht man daran, dass dieser „erste und jenseitige Gott“ als etwas geschildert wird, das den Geist und das Gedachte, d.h. die Ideen im transzendenten Geist, übersteigt (vgl. Zitat Nummer 265). Zugleich verstehen Plotin und Porphyrios diese Einswerdung als die in Platons Symposion geschilderte Schau des höchsten Lichts (Zitat Nummer 21), da sie alle Wahrheitserkenntnis als von Platon bereits geschildert vorstehen. Indem Porphyrios angibt, zumindest einmal diese Vereinigung erlebt zu haben, stellt er sich selbst in die Tradition Plotins und zeigt, dass die mystische Vereinigung auch für andere Personen als Plotin erreichbar ist.

Themen:

  • Das Eine
  • Antike Philosophie II
  • Wege des Ich
  • Biographie (philosophische)
  • Götter
  • Göttlicher Mensch (Theios anēr)
  • Ideen
  • Mystik
  • Neuplatonismus
  • Philosophie und Religion
  • Plotin
  • Unio mystica
  • Tod und Sterben

Wenn er sich so durch dieses dämonische Licht besonders in den ersten und jenseitigen Gott mit den Gedanken einführte, auf den von Platon im Symposion gewiesenen Wegen, erschien ihm jener Gott, der weder eine Gestalt noch eine Idee hat, der oberhalb des Geistes und alles Gedachten sitzt. Ihm, sage ich, habe ich, Porphyrios, mich auch einmal angenähert und mit ihm vereint, im 68. Lebensjahr. [...] [Plotin] aber erreichte wohl viermal, während ich bei ihm war, dieses Ziel mit unsagbarer Aktivität.

Übersetzer: Matthias Perkams