Original:
Plotin argumentiert für die Möglichkeit der Selbsterkenntnis des Denkens des Geistes
ἀλλ᾿ εἰ ἡ νόησις καὶ τὸ νοητὸν ἕν, πῶς διὰ τοῦτο τὸ νοοῦν νοήσει ἑαυτό; [...] εἰ ἡ νόησις καὶ τὸ νοητὸν ταὐτόν - ἐνέργεια γὰρ τις τὸ νοητόν [...] καὶ οὐσία ἡ πρώτη τὸ νοητόν. εἰ οὖν ἐνέργεια καὶ ἡ πρώτη ἐνέργεια καὶ καλλίστη δή, νόησις ἂν εἴη καὶ οὐσιώδης νόησις· καὶ γὰρ ἀληθεστάτη· νόησις δὴ τοιαύτη καὶ πρώτη οὖσα καὶ πρώτως νοῦς ἂν εἴη ὁ πρῶτος.
Quelle:
Plotin:
Enneade
/
Enneade
(
enn.)
V, 3 [49], 5, 28-39.
Edition: Plotini Opera. Edidit P. Henry / H.-R. Schwyzer. Tomus 1–3, Oxford 1964–1977.
Auslegung:
Gegen das skeptische Argument dafür, dass Selbsterkenntnis unmöglich sei (Zitat Nummer 246), argumentiert Plotin hier, dass sie zumindest unter den Bedingungen des Geistes durchaus möglich ist: Dafür genügt freilich nicht die Identität von Denken und Gedachtem, denn sie scheint ja zu implizieren, dass gar keine Unterschiedlichkeit mehr gegeben und daher nichts da wäre, was das andere erkennen könnte. Plotins Antwort liegt letzten Endes in der Aktivität des Denkakts: Denn die Identität mit dem Gedachten entsteht dadurch, dass das Denkende den Akt des Denkens vollzieht, der auf das Gedachte gerichtet ist und dieses damit einschließt. Somit wird im Akt des Denkens nicht nur das Denkende aktiv, sondern auch das Gedachte, und in diesem Akt sind beide vereint, obwohl sie doch als zwei Pole dieses Akts unterschiedlich sind. Der Akt des Denkens ist damit triadisch als eine Dreiheit strukturiert, indem sich Erkennendes und Erkanntes genau dadurch, dass sie in diesem Akt vereint sind, als Erkennendes und Erkanntes konstituieren.
Themen:
-
Selbsterkenntnis
-
Denken
-
Gott und die Welt
-
Antike Philosophie II
-
Mensch und Seele
-
Geist (Nous)
-
Triadik