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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Plotin: Enneade III 7, 11, 1-6. 20-39

Original:

Eine Dimension dieser beständigen Dynamik von Hervorgehen, Rückkehr und Feststehen (μονή) ist nach Plotin das Hervorgehen der Zeit aus der Ewigkeit
a) Δεῖ δὴ ἀναγαγεῖν ἡμᾶς αὐτοὺς πάλιν εἰς ἐκείνην τὴν διάθεσιν ἣν ἐπὶ τοῦ αἰῶνος ἐλέγομεν εἶναι, τὴν ἀτρεμῆ ἐκείνην καὶ ὁμοῦ πᾶσαν καὶ ἄπειρον ἤδη ζωὴν καὶ ἀκλινῆ πάντη καὶ ἐν ἑνὶ [...].
b) Λέγοι δ’ ἂν περὶ αὐτοῦ ὧδέ πως· ὡς πρότερον [...] σὺν αὐτῷ ἐν τῷ ὄντι ἀνεπαύετο χρόνος οὐκ ὤν, ἀλλ’ ἐν ἐκείνῳ καὶ αὐτὸς ἡσυχίαν ἦγε. [...]
c) Ἐπεὶ [...] ψυχῆς ἦν τις δύναμις οὐχ ἥσυχος [...], οὕτω δὴ καὶ αὐτὴ κόσμον ποιοῦσα αἰσθητὸν μιμήσει ἐκείνου κινούμενον κίνησιν οὐ τὴν ἐκεῖ, ὁμοίαν δὲ τῇ ἐκεῖ καὶ ἐθέλουσαν εἰκόνα ἐκείνης εἶναι, πρῶτον μὲν ἑαυτὴν ἐχρόνωσεν ἀντὶ τοῦ αἰῶνος τοῦτον ποιήσασα·ἔπειτα δὲ καὶ τῷ γενομένῳ ἔδωκε δουλεύειν χρόνῳ· [...] Τὴν γὰρ ἐνέργειαν αὐτῆς παρεχομένη ἄλλην μετ’ ἄλλην, εἶθ’ ἑτέραν πάλιν ἐφεξῆς, ἐγέννα τε μετὰ τῆς ἐνεργείας τὸ ἐφεξῆς καὶ συμπροῄει μετὰ διανοίας ἑτέρας μετ’ ἐκείνην τὸ μὴ πρότερον ὄν.

Quelle: Plotin: Enneade /Enneade (enn.) III 7, 11, 1-6. 20-39.
Edition: Plotini Opera. Edidit P. Henry / H.-R. Schwyzer. Tomus 1–3, Oxford 1964–1977.

Auslegung:

Dieser Text schildert Plotins Konzeption von Zeit und Ewigkeit: Während der Geist ewig und unveränderlich in sich selbst ruht (a), bedeutet das Hervorgehen der Seele aus dem Geist auch die Entstehung der Zeit. Die Zeit ist also nicht, wie bei Aristoteles (Zitat Nummer 658), an die Veränderung in der sichtbaren Welt gebunden, sondern tritt zunächst als Übergang von ewiger Unveränderlichkeit zu einem Nacheinander auf, in welchem die Seele sich als Abbild zur Ewigkeit konstituiert – zwar unkörperlich, aber nicht mehr unveränderlich, sondern in einem zeitlichen Ablauf, indem sie eines nach dem anderen denkt und eines nach dem anderen erlebt.

Themen:

  • Ewigkeit der Welt
  • Seele
  • Zeit
  • Antike Philosophie II
  • Geist (Nous)
  • Neuplatonismus

a) Wir müssen uns nun wieder in jene Verfassung erheben, die wir für die Ewigkeit behaupteten, jenes unveränderliche, zugleich ganze und schon unendliche Leben, das gänzlich unwandelbar im Einen ist. [...]
b) Man könnte aber über die Zeit in etwa folgendes sagen: Vorher [...] ruhte sie mit diesem im Sein, ohne Zeit zu sein, sondern hielt in jenem auch selbst Ruhe. [...]
c) Weil in der Seele eine unruhige Kraft war, [...] hat auch die Seele – indem sie in Nachahmung des Geistigen die sinnliche Welt schuf, die sich nicht in der dortigen Bewegung bewegt, sondern in einer ihr ähnlichen, welche Bild von jener sein möchte – zuerst sich selbst verzeitlicht, anstelle der Ewigkeit die Zeit schaffend; dann aber verlieh sie dem Gewordenen, der Zeit zu dienen. [...] Denn indem die Seele ihre Aktivität immer eine nach der anderen gewährt, dann in der Folge als wieder andere gewährt, erzeugte sie zusammen mit ihrer Tätigkeit das Nacheinander und mit hervor ging mit dem unterschiedlichen Denken nach ihr das, was vorher noch nicht da war.

Übersetzer: Matthias Perkams in Anlehnung an Beierwaltes