Original:
Ein Philosophenhymnus des Proklos an alle Götter
Κλῦτε, θεοί, σοφίης ἱερῆς οἴηκας ἔχοντες,
οἳ ψυχὰς μερόπων ἀναγώγιον ἁψάμενοι πῦρ
ἕλκετ’ ἐς ἀθανάτους, σκότιον κευθμῶνα λιπούσας
ὕμνων ἀρρήτοισι καθηραμένας τελετῇσι.
κλῦτε, σαωτῆρες μεγάλοι, ζαθέων δ’ ἀπὸ βίβλων
νεύσατ’ ἐμοὶ φάος ἁγνὸν ἀποσκεδάσαντες ὁμίχλην,
ὄφρα κεν εὖ γνοίην θεὸν ἄμβροτον ἠδὲ καὶ ἄνδρα·
μηδέ με ληθαίοις ὑπὸ χεύμασιν οὐλοὰ ῥέζων
δαίμων αἰὲν ἔχοι μακάρων ἀπάνευθεν ἐόντα,
μὴ κρυερῆς γενέθλης ἐνὶ κύμασι πεπτωκυῖαν
ψυχὴν οὐκ ἐθέλουσαν ἐμὴν ἐπὶ δηρὸν ἀλᾶσθαι
Ποινή τις κρυόεσσα βίου δεσμοῖσι πεδήσῃ.
ἀλλά, θεοί, σοφίης ἐριλαμπέος ἡγεμονῆες,
κέκλυτ’, ἐπειγομένῳ δὲ πρὸς ὑψιφόρητον ἀταρπὸν
ὄργια καὶ τελετὰς ἱερῶν ἀναφαίνετε μύθων.
Quelle:
Proklos :
Vierter Hymnos des Proklos
/
hymni
(
hymn.)
..
Edition: Van den Berg, R. M., Proclus’ Hymns. Essays, Translations, Commentary (Philosophia antiqua 90), Leiden / Boston / Köln 2001.
Auslegung:
Es handelt sich um einen von mehreren Hymnen des Proklos. Ebenso wie der Hymnus des Stoikers Kleanthes (Zitat Nr. 170) handelt es sich um ein Beispiel für die Frömmigkeit von antiken Philosophen. Die Zitate zeigen nicht zuletzt, dass für die (meisten) Neuplatoniker und Stoiker philosophisches Nachdenken und religiöse Praxis eng verbunden waren. Der philosophische Charakter des Hymnus zeigt sich u.a. darin, dass der Philosoph vor allem um Erkenntnis bittet. Aus neuplatonischer Sicht können die hier erwähnten, durch ein in Worte gefasstes Gebet erreichbaren Götter, sowie nur relativ niedere, menschennahe Gottheiten sein, während die ganz transzendenten Urprinzipien des Seienden wie das Eine und die Henaden (vgl. Zitat Nummer 281) durch ein Gebet nicht erreichbar sind.
Themen:
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Antike Philosophie II
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Götter
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Freiheit
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Wege des Ich
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Gebet
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Neuplatonismus
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Frömmigkeit
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Hymnen