Original:
Der christliche Theologe Gregor von Nyssa über die Gotteserkenntnis
Ἡ δὲ ἐφεξῆς ἀκολουθία τοῦ λόγου εἰς μείζονά τινα τὴν περὶ τῶν ὄντων φιλοσοφίαν τὴν ψυχὴν ἄγει. δείκνυσι γάρ, ὅτι συνεχές ἐστι τὸ πᾶν ἑαυτῷ καὶ οὐκ ἔχει τινὰ λύσιν ἡ ἁρμονία τῶν ὄντων, ἀλλά τίς ἐστι σύμπνοια τῶν πάντων πρὸς ἄλληλα. [...] ἀλλ’ ἐν τῷ εἶναι μένει τὰ πάντα τῇ τοῦ ὄντως ὄντος δυνάμει περικρατούμενα. τὸ δὲ ὄντως ὂν ἡ αὐτοαγαθότης ἐστὶν ἢ εἴ τι ὑπὲρ τοῦτό τις ἐπινοεῖ σημαντικὸν τῆς ἀφράστου φύσεως ὄνομα.
Quelle:
Gregor von Nyssa:
Predigten zum Buch Kohelet
/
Homiliae in Ecclesiasten
(
Hom. Ecc.)
Gregorii Nysseni Opera 7, p. 406.
Edition: N.N.
Auslegung:
Gregor von Nyssa gilt als der bedeutendste Denker unter den kappadokischen Vätern der östlichen Kirche (vgl. PZ 284). In seinem Kommentar zum biblischen ,Prediger Salomos‘, der heute auch als Kohelet bekannt ist, entwickelt Gregor christliche Vorstellungen einer mystischen Gotteserkenntnis. Die Verbindung alles Seienden miteinander nimmt Ideen aus der Stoa ebenso auf wie aus dem Neuplatonismus. Eine Besonderheit von Gregors Zugang zeigt der letzte Satz: Gott wird sowohl als das Seiende und Gute selbst bezeichnet als auch angedeutet, dass er noch jenseits des Seienden und Guten ist. Damit folgt Gregor einerseits der christlichen Tradition, Gott als das Seiende zu bezeichnen (weil er sich im brennenden Dornbusch so präsentiert hat: PZ 157), andererseits nimmt er Plotins neuplatonische Idee auf, dass das Eine und damit das erste Prinzip noch jenseits des Seienden ist.
Themen:
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Antike Philosophie II
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Das Seiende
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Gott
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Freiheit
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Christentum
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Das Eine
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Mystik
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Bibel