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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Augustinus von Hippo: Die Dreieinigkeit X 19

Original:

Augustinus erklärt den menschlichen Geist als eine Einheit der drei Vermögen Erinnerung, Erkennen und Wollen
Mentem quippe ipsam in memoria et intellegentia et voluntate suimetipsius talem reperiebamus, ut, quoniam semper se nosse semperque se ipsam velle comprehendebatur, simul etiam semper sui meminisse semperque se ipsam intellegere et amare comprehenderetur, quamvis non semper se cogitare discretam ab eis quae non sunt quod ipsa est.

Quelle: Augustinus von Hippo: Die Dreieinigkeit /De trinitate (trin.) X 19.
Edition: Sancti Aurelii Augustini De trinitate libri XV. Cura et studio W. J. Mountain auxiliante Fr. Glorie, Bd. 1-2 (CCSL 50-50A; Turnhout 1968).

Auslegung:

Augustinus’ Bemühen, die relationale Einheit der Trinität rational zu erklären, gipfelt in einer Reihe von Analogien, die zeigen sollen, wie auch im menschlichen Geist drei Vermögen eine Einheit bilden und doch jeweils ihre Besonderheit haben. Diese sind beeinflusst von den so genannten „Triaden“ in der neuplatonischen Philosophie, in der sich z.B. das Denkende und das Gedachte im Akt des Denkens vereinen, so dass eine Einheit in Dreiheit entsteht (Zitat Nummer 264). Die von Augustinus beschriebenen Triaden finden sich aber nicht in einem transzendenten, sondern im menschlichen Geist, und sie werden aus mehreren rationalen Seelenvermögen gebildet. So ist Augustinus der Meinung, dass mit der Kenntnis, die eine Person von sich selbst hat, auch ein Wollen ihrer selbst und ein Erinnern an sich selbst verbunden ist, sodass sich der menschliche Geist als komplexe Einheit erweist.

Themen:

  • Antike Philosophie II
  • Erkenntnis
  • Geist
  • Wollen
  • Neuplatonismus
  • Seele
  • Seelenvermögen
  • Triadik

Wir haben also den Geist in der Erinnerung, dem Erkennen und dem Wollen seiner selbst als einen solchen festgestellt, dass von ihm deswegen, weil er als dauerndes Wissen seiner selbst und dauerndes Wollen seiner selbst begriffen wurde, gleichzeitig ebenfalls begriffen wurde, dass er sich an sich selbst dauernd erinnert und sich selbst dauernd erkennt und liebt, obwohl er sich nicht dauernd unterschieden von dem denkt, das nicht das ist, was er selbst ist.

Übersetzer: Matthias Perkams