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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Barhadbeschabba von Ḥalwān: Ursache der Gründung von Schulen (p. 334, l. 7-15 Scher)

Original:

Barḥaḏbǝšabbā von Ḥalwān beweist Gott aus der Notwendigkeit einer ewigen Ursache heraus
ܚܬܝܬܐܝܬ ܠܗܘ ܒܠܚܘܕܘܗܝ ܦܐܝܐ ܘܠܚܡܐ. ܡܛܠ ܕܟܠ ܕܐܝܬܘܗܝ: ܐܘ ܗܘܝܐ ܗܘ ܐܘ ܠܐ ܗܘܝܐ. ܘܐܝܟ ܕܗܕܐ ܕܗܘܝܐ ܩܕܝܡܐ܆ ܠܗܝ ܕܐܝܬܘܗܝ ܗܝ ܕܗܘܐ: ܘܗܕܐ ܐܝܬܝܗ̇ ܥܠܬܐ ܕܗܝ: ܗܟܢܐ ܐܦ ܗܘ ܕܐܝܬܘܗܝ ܠܐ ܗܘܝܐ ܩܕܝܡܐ ܠܗܝ ܕܐܝܬܘܗܝ ܗܝ ܕܐܝܬܝܐ ܡܬܘܡܝܐ ܘܗܝ ܐܝܬܝܗ̇ ܥܠܬܐ ܕܗܝ ܕܐܝܬܘܗܝ. ܐܢ ܓܝܪ ܐܝܬܝܐ ܘܡܬܘܡܝܐ ܠܝܬܘܗܝ܆ ܘܐܝܬܘܗܝ ܗܘܝܐ ܗܘ. ܘܐܢ ܗܕܐ ܫܪܝܪܐ: ܫܘܪܝܐ ܐܝܬ ܠܗ ܘܡܢ ܐܚܪܢܐ ܩܒܠ ܗܘܝܐ: ܘܫܘܐ ܥܡ ܟܠ ܕܗܘܐ ܒܬܪ̈ܬܝܗܝܢ: ܒܗ̇ܝ ܕܗܘܐ ܘܒܗ̇ܝ ܕܐܝܬܘܗܝ. ܐܢܕܝܢ ܗܕܐ ܡܫܟܪܐ ܠܡܪܢܐ ܬܡܢ: ܡܕܝܢ ܗܘ ܐܝܬܘܗܝ ܡܛܠ ܕܐܝܬܝܐ ܗܘ. ܘܒܪܝܬܐ ܐܝܬܝܗ̇ ܡܛܠ ܕܗܘܬ ܘܫܪܝܬ ܀

Quelle: Barhadbeschabba von Ḥalwān: Ursache der Gründung von Schulen /Causa fundationis scholarum (p. 334, l. 7-15 Scher).
Edition: Mar Barḥaḏbšabbā Arbaya. Éveque de Ḥalwan (Vie siècle), ›Cause de la fondation des écoles‹. Texte syriaque publié et traduit par A. Scher (PO 4, 4), Paris 1908.

Auslegung:

Der Text zeigt exemplarisch, wie das nachantike christliche Denken, trotz einer überschaubaren Kenntnis antiker Quellen, neue komplexe philosophische Ansätze hervorbringt. Das zeigt der Text zum einen thematisch, denn dieser Aufweis einer ersten Ursache, in der das Ursache-Sein mit dem Sein zusammenfällt, weist auf die Tradition ontologischer Gottesbeweise im Christentum, Judentum und Islam voraus (vgl. Zitate Nummer 81 [Anselm], 424 [Yūsuf al-Baṣīr]; 462 [Ibn Sīnā/Al-Ġazālī], 509 [Thomas von Aquin], 511 [Descartes]). Bemerkenswert ist im Übrigen, dass der Beweis der ersten Ursache, so wie bei den späteren ontologischen Gottesbeweisen aus der Struktur des Seins selbst erwiesen wird, während antike Gottesbeweise eher von empirischen Beobachtungen wie dem Konsens aller Menschen oder der Annahme von Providenz (Zitat Nummer 169 [Cicero], 245 [Kritik des Sextos Empirikos]) ausgingen. Die genauen Quellen für den hier vorliegenden Beweis liegen im Dunkeln und bedürfen genauerer Erforschung.

Themen:

  • Antike Philosophie II
  • Ewigkeit
  • Gottesbeweis
  • Kausalität
  • Syrisch (Philosophie in syrischer Sprache)

Denn auch wenn dieses Wort ‚es ist‘ (īṯāw) für die Gesamtheit (gāwā) und für das Spezifische (īḥīdāyā) gleich ist, so ist es doch in eigentlicher Weise für Gott allein treffend und passend. Denn alles was ,ist‘, ist entweder geworden (hāwyā = γενητόν) oder nicht geworden (lā hāwyā = ἀγένητον). Und so wie bei dem, was geworden ist, das was war, früher ist, als das, was ,ist‘ – indem es die Ursache von diesem ist –, ebenso ist auch bei dem, was ,ist‘, ohne geworden zu sein, das ewige Sein (īṯyā mettōmāyā) früher als das, was ,ist‘ – indem es die Ursache von dem ist, was ist. Denn wenn es kein ewiges Sein ist und es doch ,ist‘, dann ist es geworden. Wenn dies wahr ist, dann hat es einen Ursprung und empfängt von etwas anderem das Gewordensein, und es hat mit allem, was geworden ist, diese beiden (Aspekte) gemein, zum einen den, dass es geworden ist, und zum anderen den, dass ,es ist‘. Wenn es absurd ist, dies für den jenseitigen Bereich zu denken, folgt daraus, dass er (= Gott) ,ist‘, weil er Sein ist, während die Schöpfung ,ist‘, weil sie geworden ist und einen Ursprung hat.

Übersetzer: Matthias Perkams