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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Sergios von Resch'ayna: Traktat über die Ursachen des Alls nach der Meinung des Aristoteles (p. 143 Fiori)

Original:

Sergios von Rēš‘aynā (gest. 536) fordert bei mangelndem Verstehen zu weiterer Forschung offener Rede auf
(1) ܐܢ ܗܟܝܠ ܢܬܚܙܐ ܠܟ ܡܕܡ ܐܘ ܚܒܝܒ ܒܒܥܬܐ ܕܗܠܝܢ ܕܐܬܐܡܪ ܕܣܢܝܩ ܝܬܝܪ ܥܠ ܝܨܝܦܘܬܐ ܘܥܠ ܥܘܩܒܐ ܕܥܡܝܩ ܡܢ ܗܢܐ. ܠܘ ܡܛܠ ܥܣܩܘܬܐ ܩܠܝܠ ܕܡܬܚܙܝܐ ܥܠ ܗܢܐ. ܘ̇ܠܐ ܡܫܪܐ ܘܠܡܒܛܠܘ. ܦܪܗܣܝܐ ܕܥܠ ܟܠܗ ܕܘܓܡܐ (...) ܡܢ ܟܠ ܦܪܘܣ ܓܝܪ. ܐܘ ܫܪܝܐ ܡܕܡ ܕܚܝܠܬܢ ܝܬܝܪ ܡܢ ܗܢܝܢ ܕܐܡܝܪ̈ܢ. ܐܘ ܥܣܩܘܬܐ ܕܝܠܗܝܢ ܕܨ̈ܒܘܬܐ. ܕܥܠܝܗܝܢ ܨܒܝܢܢ ܠܡܐܡܪ. ܐܘ ܡܚܝܠܘܬܐ ܕܟܝܢܢ ܕܝܠܢ ܡܒܛܠܝܢ ܠܢ ܡܢ ܝܕܥܬܐ ܚܬܝܬܬܐ ܘܕܠܐ ܚܪܝܢ ܕܥܠ ܨ̈ܒܘܬܐ.
(2) ܘܠܘ ܡܛܠ ܗܕܐ ܙܕܩ ܠܢ ܕܢܒܣܪ ܥܠ ܟܘܠܗ ܝܘܠܦܢܐ ܕܦܝܠܣܘܦܘܬܐ. ܐܘ ܕܢܣܝܡ ܐܝܕܢ ܥܠ ܦܘܡܢ ܘܢܫܬܘܩ ܠܓܡܪ. ܐܠܐ ܚܝܒܐ ܕܗܘ ܡܕܡ ܕܟܕ ܡܥܩܒܝܢܢ ܡܫܟܚܐ ܡܠܬܢ: ܕܐܝܟ ܫܪܝܪ ܝܬܝܪ ܡܢ ܗ̇ܢܝܢ ܐܚܪ̈ܢܝܬܐ. ܢܣܝܡܝܘܗܝ: ܘܢܫܪܐ ܠܡܥܒܕ ܥܘܩ̈ܒܐ ܕܥܠܘܗܝ ܐܝܟ ܕܥܠ ܫܪܪܐ ܀

Quelle: Sergios von Resch'ayna: Traktat über die Ursachen des Alls nach der Meinung des Aristoteles /Mēmrā ḏǝ-‘al ‘elǝlāṯā ḏǝ-hānā kull aḵ tar‘īṯā ḏǝ-A (p. 143 Fiori).
Edition: Fiori, E., L’épitomé syriaque du traité ›Sur les causes du tout‹ d’Alexandre d’Aphrodise attribué à Serge de de Resh‘ayna. Édition et traduction, in: Le Muséon 123 (2010), S. 127–158.

Auslegung:

Wie an mehreren Stellen warnt Sergios seine Leser auch hier davor, beim Studium philosophischer Texte zu schnell aufzugeben. Der Hintergrund seiner Aussagen wird von der philosophiekritischen Tendenz unter den Christen seiner Zeit gebildet. Doch richten sich Sergios’ Worte letzten Endes bis heute an alle, die sich intensiv mit der Philosophie beschäftigen wollen.

Themen:

  • Antike Philosophie II
  • Verständnis
  • Judentum und Islam
  • Philosophie
  • Freimut
  • Studium
  • Syrisch (Philosophie in syrischer Sprache)

[1] Wenn Dir also, o mein Lieber, etwas in der Untersuchung dessen, was gesagt wurde, weiteren Studiums und weiterer Forschung zu bedürfen scheint, die gründlicher ist als diese, darf man nicht, wegen dem bisschen Schwierigkeit, das sich hierin zeigt, aufgeben und den Freimut (parhesīyā) über die ganze Lehre (dōgmā) fallenlassen. [...] Denn in jeder Hinsicht ist entweder die Lösung etwas von größerer Kraft als das von uns Gesagte, oder die Schwierigkeit der Sachen selbst, über die wir sprechen wollen, oder die Schwäche unserer eigenen Natur hindern uns an einem genauen und unstreitigen Wissen über die Dinge.
[2] Und doch ist es deswegen für uns nicht angemessen, dass wir die ganze Wissenschaft der Philosophie (jullpānā ḏ-filosofūṯā) verachten oder die Hand auf den Mund legen und ganz schweigen. Sondern es ist eine Pflicht, dass wir das, was unser Verstand (mellṯā = logos), während wir forschen, findet, dass es wahrer ist als das andere, darlegen und beginnen hierüber zu forschen wie über die Wahrheit.

Übersetzer: Matthias Perkams