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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Aristoteles: Nikomachische Ethik V 14, 1137a 33-b 4. 11-19. 34-1138a 2

Original:

Aristoteles über das rechtlich Angemessene bzw. ,Billige‘
τὸ ἐπιεικὲς δίκαιον μέν ἐστιν, οὐ τὸ κατὰ νόμον δέ, ἀλλ’ ἐπανόρθωμα νομίμου δικαίου. αἴτιον δ’ ὅτι ὁ μὲν νόμος καθόλου πᾶς, περὶ ἐνίων δ’ οὐχ οἷόν τε ὀρθῶς εἰπεῖν καθόλου. ἐν οἷς οὖν ἀνάγκη μὲν εἰπεῖν καθόλου, μὴ οἷόν τε δὲ ὀρθῶς, τὸ ὡς ἐπὶ τὸ πλέον λαμβάνει ὁ νόμος, οὐκ ἀγνοῶν τὸ ἁμαρτανόμενον. καὶ ἔστιν οὐδὲν ἧττον ὀρθός· τὸ γὰρ ἁμάρτημα οὐκ ἐν τῷ νόμῳ οὐδ’ ἐν τῷ νομοθέτῃ ἀλλ’ ἐν τῇ φύσει τοῦ πράγματός ἐστιν. [...] φανερὸν δ’ ἐκ τούτου καὶ ὁ ἐπιεικὴς τίς ἐστιν· ὁ γὰρ τῶν τοιούτων προαιρετικὸς καὶ πρακτικός, καὶ ὁ μὴ ἀκριβοδίκαιος ἐπὶ τὸ χεῖρον ἀλλ’ ἐλαττωτικός, καίπερ ἔχων τὸν νόμον βοηθόν, ἐπιεικής ἐστι, καὶ ἡ ἕξις αὕτη ἐπιείκεια, δικαιοσύνη τις οὖσα καὶ οὐχ ἑτέρα τις ἕξις.

Quelle: Aristoteles: Nikomachische Ethik /Ethica Nicomachea (EN) V 14, 1137a 33-b 4. 11-19. 34-1138a 2.
Edition: N.N.

Themen:

  • Gerechtigkeit
  • Gesetz und Gewissen

Das Billige ist zwar gerecht, aber nicht dem Gesetze nach, sondern als eine Korrektur des gesetzlich Gerechten. Die Ursache ist, dass jedes Gesetz allgemein ist, in einigen Dingen aber in allgemeiner Weise nicht korrekt gesprochen werden kann. Wo man nun allgemein reden muss, es aber nicht richtig kann, da berücksichtigt das Gesetz die Mehrzahl der Fälle, ohne über diesen Mangel im Unklaren zu sein. Dennoch ist es um nichts weniger richtig. Denn der Fehler liegt nicht am Gesetz oder Gesetzgeber, sondern in der Natur der Sache. [...] Daraus ist auch klar, wer der Billige ist. Denn wer solches bevorzugt wählt und danach handelt, und wer es nicht zum Schaden anderer mit dem Gesetz zu exakt umgeht und zur Abschwächung bereit ist, auch wenn er das Gesetz auf seiner Seite hat, der ist ein Billiger. Das entsprechende Verhalten ist die Billigkeit, eine Art von Gerechtigkeit also, und als Verhalten von ihr nicht verschieden.

Übersetzer: Gigon, leicht geändert