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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Origenes: Römerbriefkommentar (Origenes) 2, 14-16 ( Bd. 1, p. 234 Heither)

Original:

Origenes über die anklagenden Gedanken
Deinde videndum est, quomodo in illa die, cum iudicabit deus occulta hominum, cogitationes vel accusabunt animam vel defendent [...]. Cum enim sive bona sive mala cogitamus, velut in ceris, ita in corde nostro tam bonarum quam malarum cogitationum notae quaedam et signacula relinquuntur, quae in occulto nunc pectoris posita in illa die revelari dicuntur a nullo alio nisi ab eo, qui solus potest occulta hominum scire; quorum signorum vel quarum notarum causas non latere deum etiam nostra conscientia contestabitur.

Quelle: Origenes: Römerbriefkommentar (Origenes) (Röm.kom.) 2, 14-16 ( Bd. 1, p. 234 Heither).
Edition: Origenes, ›Commentarii in epistulam ad Romanos‹. ›Römerbriefkommentar‹. Übersetzt und eingeleitet von Th. Heither. Partes 1–6 [Fontes Christiani 2], Freiburg 1990–1999.

Auslegung:

In der Fortsetzung seiner Auslegung zu Röm 2, 14-16 (vgl. Zitat Nummer 337 und 340) stellt Origenes die Frage danach, wie Gott am letzten Tag die Seelen der Toten richten wird. Während Platon gesagt hatte, dabei würde er auf das unbekleidete Innere des Menschen blicken (Zitat Nummer 1), greift Origenes hier die im Text des Römerbriefs und bei Philon (Zitat Nummer 335) zu findende Idee auf, dass sich die Gedanken des Menschen im Gewissen (bzw. im Herz des Menschen, vgl. Zitat Nummer 340) anklagen. Das lässt sich durchaus als Erläuterung von Platons Idee lesen: Im Inneren des Menschen hinterlassen unsere guten und schlechten Gedanken Spuren, anhand derer der göttliche Richter richten kann.

Themen:

  • Gesetz und Gewissen
  • Seele
  • anklagende Gedanken
  • Bibel und Philosophie
  • Gewissen
  • Totengericht

Dann ist zu schauen, wie an dem Tag, an dem Gott das Verborgene der Menschen richten wird, die Gedanken die Seele entweder anklagen oder verteidigen werden [...]. Denn wenn wir entweder Gutes oder Böses denken, dann bleiben in unserem Herz, wie im Wachs, gewisse Abdrücke und Zeichen sowohl der guten als auch der schlechten Gedanken zurück. Jetzt liegen sie im Verborgenen der Brust, aber man sagt, dass sie an jenem Tag enthüllt werden von niemand anderem als dem, der allein das Verborgene der Menschen wissen kann. Auch unser Gewissen wird mit bezeugen, dass die Ursachen dieser Zeichen und Abdrücke Gott nicht verborgen bleiben.

Übersetzer: Matthias Perkams