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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Abaelard, Peter: Ethica I § 37 p. 56. 58

Original:

Abaelard über die Gewissensfreiheit der Verfolger Christi
Si quis tamen quaerat, utrum illi martyrum vel Christi persecutores in eo peccarent, quod placere deo credebant, aut illud sine peccato dimittere possent, quod nullatenus esse dimittendum censebant, profecto secundum hoc, quod superius peccatum descripsimus esse – contemptum dei vel consentire in eo, in quo credit consentiendum non esse – non possumus dicere eos in hoc peccasse nec ignorantiam cuiusquam vel ipsam etiam infidelitatem peccatum esse. Qui enim christum ignorant et ob hoc fidem christianam respuunt, quia eam deo contrariam credunt, quem in hoc contemptum dei habent, quod propter deum faciunt et ob hoc bene se facere arbitrantur, praesertim cum apostolus dicat ,si cor nostrum non reprehendit nos, fiduciam habemus ad deum‘, tamquam si diceret: ubi contra conscientiam nostram non praesumimus, frustra nos apud deum de culpa reos statui formidamus?

Quelle: Abaelard, Peter: Ethica /Ethica (eth.) I § 37 p. 56. 58 .
Edition: Luscombe

Themen:

  • Gesetz und Gewissen
  • Gewissensfreiheit
  • Sünde

Nehmen wir an, jemand fragt, ob die Verfolger der Märtyrer oder Christi in demjenigen sündigten, wovon sie glaubten, es gefalle Gott, oder fragt, ob sie dies ohne Sünde hätten unterlassen können, wovon sie meinten, es dürfe auf keinen Fall unterlassen werden. Dem gemäß, was wir vorher als Beschreibung der Sünde angegeben haben – sie bestehe in einer Missachtung Gottes oder darin, dem zuzustimmen, wovon man glaubt, ihm dürfe nicht zugestimmt werden – können wir bestimmt nicht sagen, sie hätten hierin gesündigt, noch auch, dass die Unkenntnis von irgendetwas oder sogar der Unglaube in sich eine Sünde sei. Denn diejenigen, die Christus nicht kennen und den christlichen Glauben deswegen zurückweisen, weil sie glauben, er sei gottwidrig – welche Missachtung Gottes haben sie in demjenigen, was sie wegen Gott tun und wovon sie deswegen meinen, sie würden gut handeln? Zumal ja der Apostel sagt ,Wenn unser Herz uns nicht tadelt, dann haben wir Vertrauen bei Gott‘, so als ob er sagen wollte: Wo wir uns gegenüber unserem Gewissen nichts herausnehmen, da fürchten wir uns umsonst davor, vor Gott als Angeklagte wegen einer Schuld hingestellt zu werden.

Übersetzer: N.N.