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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thomas von Aquin: Summa theologiae I-II I-II 92, 1 resp. et ad 4

Original:

Das Ziel von Gesetzen und dessen Verfehlen bei schlechten Gesetzen
a) [1] Ad hoc autem ordinatur unaquaeque lex, ut oboediatur ei a subditis. [...] Cum igitur virtus sit quae facit bonum habentem, sequitur quod proprius effectus legis sit bonos facere eos quibus datur, vel simpliciter vel secundum quid.
[2 a] Si enim intentio ferentis legem tendat in verum bonum quod est bonum commune secundum iustitiam divinam regulatum, sequitur quod per legem homines fiant boni simpliciter.
b) [2 b] Si vero intentio legislatoris feratur ad id quod non est bonum simpliciter, sed utile vel delectabile sibi vel repugnans iustitiae divinae, tunc lex non bonos facit homines simpliciter, sed secundum quid, scilicet in ordine ad tale regimen. [...]
[3] Lex tyrannica, cum non sit secundum rationem, non est simpliciter lex, sed magis est quaedam perversitas legis. [...] Non enim habet de ratione legis, nisi [...] ad hoc tendit, ut subditi legi sint bene oboedientes.

Quelle: Thomas von Aquin: Summa theologiae I-II /Summa theologiae (Sth.) I-II 92, 1 resp. et ad 4.
Edition: N.N.

Themen:

  • Gesetz und Gewissen
  • Gesetze
  • Tugend

a) [1] Jedes Gesetz ist aber daraufhin geordnet, dass die Untertanen ihm gehorchen. [...] Weil es nun die Tugend ist, die den, der sie besitzt, gut macht, folgt, dass die eigentümliche Wirkung des Gesetzes darin besteht, diejenigen gut zu machen, denen es gegeben wird, entweder schlechthin oder in einer bestimmten Hinsicht.
[2 a] Denn wenn die Intention des Gesetzgebers auf ein wahres Gut gerichtet ist – d.h. auf das Gemeinwohl, wobei dies gemäß der göttlichen Gerechtigkeit geregelt ist – folgt daraus, dass durch dieses Gesetz die Menschen schlechthin gut werden.
b) [2 b] Wenn aber die Intention des Gesetzgebers sich zu etwas bewegt, was nicht schlechthin gut ist, sondern für ihn nützlich oder erfreulich oder der göttlichen Gerechtigkeit widerspricht, dann macht das Gesetz die Menschen nicht schlechthin gut, sondern in einer gewissen Hinsicht, nämlich in der Hinordnung auf eine solche Herrschaft. [...] [3] Ein tyrannisches Gesetz ist nicht schlechthin ein Gesetz, weil es nicht der Vernunft entspricht, sondern eher eine bestimmte Verdrehung des Gesetzes. [...] Denn es hat nichts anderes vom Begriff des Gesetzes, als [...] dass es danach strebt, dass die Untertanen gut gehorsam sein sollen.

Übersetzer: N.N.