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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Abaelard, Peter: Cambridger Kommentar (Vorlesungsmitschrift) [vgl. nr. 11], 337. III, 641

Original:

Die Unvollkommenheit mancher Gewissensurteile
Quaeritur, an illius bona esset intentio qui propter deum id, quod faciendum non est, faceret, quod tamen conscientia dictaret faciendum esse. Ad quod philosophus: numquam, inquit, bona est dicenda intentio, quae erronea est, quamvis ad deum applicetur, sicut nec etiam bonum opus dicendum est, quod ex tali intentione proficiscitur. Veluti eorum intentio bona non erat vel opus bonum, qui interficiendo martyres putabant se obsequim deo praestare. [...] Si quis ergo credat ecclesiam errare quae dicit verum corpus et veram sanguinem domini esse, quod in altare habetur [...], cum nemo contra conscientiam facere debeat et, qui facit, peccet, quaeritur [...], an ille credere debet, quod non credit. – Debet utique. – Contra conscientiam igitur credere debet? – [...] Non tunc in hac manens conscientia debet, cum simpliciter debet. Potest enim et conscientiam illam mutare et credere quod non credit.

Quelle: Abaelard, Peter: Cambridger Kommentar (Vorlesungsmitschrift) /Commentarius Cantabrigiensis (reportatio) (com.ca.) [vgl. nr. 11], 337. III, 641 .
Edition: Landgraf, zitiert nach Perkams, Liebe als Zentralbegriff, S. 254f.

Themen:

  • Gesetz und Gewissen
  • Gewissensurteil

Es wird gefragt, ob dessen Intention gut wäre, der um Gottes willen das, was nicht zu tun ist, tun würde, was ihm aber das Gewissen als zu tun diktierte. Darauf antwortet der Philosoph [Abaelard]: Niemals ist eine Intention gut zu nennen, die irrig ist, obwohl sie auf Gott gerichtet ist, wie auch das Werk nicht gut zu nennen ist, das aus einer solchen Intention seinen Anfang nimmt. Wie auch die Intention derer nicht gut war bzw. ihr Werk nicht gut, die meinten, durch die Tötung der Märtyrer Gott einen Dienst zu erweisen. [...] Wenn also jemand glaubt, die Kirche irre, die sagt, es sei der wahre Leib und das wahre Blut Christi, was auf dem Altar vorhanden ist [...], in Anbetracht dessen, dass niemand gegen sein Gewissen handeln darf und dass, wer so handelt, sündigt, wird gefragt [...], ob er glauben muss, was er nicht glaubt.
Er muss sehr wohl.
Muss er also gegen sein Gewissen glauben? [...]
Das muss er nicht, solange er in diesem Gewissen verbleibt, obwohl er es an sich muss. Denn er kann auch dieses Gewissen verändern und glauben, was er nicht glaubt.

Übersetzer: N.N.