Perkams-Zitatenschatz.de

Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Al-Fārābī : Buch der Buchstaben § 108. 110; S. 131, 4-9; 132, 7f

Original:

Al-Fārābī über das Verhältnis von Philosophie und Religion
ولما كان سبيل البراهين أن يُشعَر بها بعد هذه لزم أن تكون القوى الجدلية والسوفسطائاة والفلسفة المظنونة أو الفلسفة المموّهة تقدمت بالبزمان الفلسفة اليقينية’ وهي البرهانية. والملّة إذا جُعلت إنسانية فهي متأخّرة بالزمان عن الفلسفة’ وبالجملة’ إذ كانت إنما يُلتمَس بها تعليم الجمهور الأشياء النظرية والعملية التي استُنبطت في الفلسفة بالوجود التي يتأتى لهم فهم ذلك’ بإقناع أو تخييل أو بهما جميعا. ... فالفلسفة بالجملة تتقدّم الملة على مثال ما يتقدم بالزمان المستعمل الآلات الآلات.

Quelle: Al-Fārābī : Buch der Buchstaben /Kitāb al-ẖurūf § 108. 110; S. 131, 4-9; 132, 7f.
Edition: Mahdi

Auslegung:

Al-Fārābī, der „zweite Lehrer“ der Philosophen im Islam (nach Aristoteles), begründet einen Vorrang der Philosophie gegenüber der Religion (VL Judentum und Islam)
Al-Fārābī über das Verhältnis der verschiedenen Formen der Philosophie zur Religion (VL Philosophie und Religion)
- Gott ist hier genauso Gegenstand der Philosophie wie der Religion
- aufgrund der methodischen Überlegenheit der Philosophie erhält diese zugleich eine sachliche Überlegenheit zugesprochen
→ Frage der Rede von Gott führt auf vertieftes Problem der für Gott zuständigen Wissenschaften
- bei al-Farabi ergeben sich direkte Konsequenzen für das Verhältnis von Philosophie und Theologie
(VL Gott und die Welt)

Themen:

  • Judentum und Islam
  • Philosophie und Religion
  • Gott und die Welt

Weil durch das Verfahren der apodeiktischen Beweise etwas erst im Anschluss an die Topik (ǧadal) und die sophistischen Schlüsse gewusst wird, ist es nötig dass diese Fähigkeiten, beziehungsweise die auf Meinung beruhende und die verfälschte Philosophie, der methodisch abgesicherten Philosophie (al-falsafa al-yaqīnīya), d.h. der apodeiktisch beweisenden (al-burhānīya), zeitlich vorangehen. Nun folgt die Religion (milla), wenn sie als menschliche verstanden wird, der Philosophie nach, sowohl zeitlich als auch überhaupt, weil sie nur zur Belehrung der großen Menge über die theoretischen und praktischen Dinge dient, welche die Philosophie erforscht, und zwar derart, dass den Menschen das Verständnis hiervon entweder durch Überredung (iqnāʻ) oder durch das Hervorrufen vorgestellter Bilder (taḥyīl) oder durch beides zugleich erreicht. [...] Die Philosophie geht insgesamt der Religion auf dieselbe Weise voran, wie in der Zeit der Benutzer des Werkzeugs dem Werkzeug vorangeht.

Übersetzer: Perkams