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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Philon von Alexandrien: Die Herstellung der Welt Mose zufolge 1-3

Original:

Philon von Alexandrien (gest. ca. 40 n. Chr.) sieht die Ordnung der Welt in der Philosophie des Mose dargestellt
a) Τῶν ἄλλων νομοθετῶν οἱ μὲν ἀκαλλώπιστα καὶ γυμνὰ τὰνομισθέντα παρ’ αὐτοῖς εἶναι δίκαια διετάξαντο, οἱ δὲ πολὺν ὄγκον τοῖς νοήμασι προσπεριβαλόντες ἐξετύφωσαν τὰ πλήθη μυθικοῖς πλάσμασι τὴν ἀλήθειαν ἐπικρύψαντες.
b) Μωυσῆς δ’ἑκάτερον ὑπερβάς, τὸ μὲν ὡς ἄσκεπτον καὶ ἀταλαίπωρον καὶ ἀφιλόσοφον, τὸ δ’ ὡς κατεψευσμένον καὶ μεστὸν γοητείας, παγκάλην καὶ σεμνοτάτην ἀρχὴν ἐποιήσατο τῶν νόμων, μήτ’ εὐθὺς ἃ χρὴ πράττειν ἢ τοὐναντίον ὑπειπὼν μήτ’, ἐπειδὴ προτυπῶσαι τὰς διανοίας τῶν χρησομένων τοῖς νόμοις ἀναγκαῖον ἦν, μύθους πλασάμενος ἢ συναινέσας τοῖς ὑφ’ ἑτέρων συντεθεῖσιν. ἡ δ’ ἀρχή [...] ἐστὶ θαυμασιωτάτη κοσμοποιίαν περιέχουσα, ὡς καὶ τοῦ κόσμου τῷ νόμῳ καὶ τοῦ νόμου τῷ κόσμῳ συνᾴδοντος καὶ τοῦ νομίμου ἀνδρὸς εὐθὺς ὄντος κοσμοπολίτου πρὸς τὸ βούλημα τῆς φύσεως τὰς πράξεις ἀπευθύνοντος, καθ’ ἣν καὶ ὁ σύμπας κόσμος διοικεῖται.

Quelle: Philon von Alexandrien: Die Herstellung der Welt Mose zufolge /De opificio mundi secundum Moysem (opif. mund.) 1-3.
Edition: Philo Alexandrinus, Opera Graeca: Philonis Alexandrini Opera quae supersunt. Volumen 1–6. Ediderunt L. Cohn / P. Wendland / S. Reiter, Berlin 1896–1915, Bd. 1.

Auslegung:

Der Text ist der Beginn der Auslegung des biblischen Schöpfungsberichts durch den griechischsprachigen („hellenistischen“) Juden Philon, der zu Beginn des 1. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung in Alexandria in Agypten lebte, d.h. im bedeutendsten Bildungszentrum seiner Zeit. Der Bericht wird von Zitat Nummer 402-404 fortgesetzt.
Philon liefert eine philosophische Auslegung des biblischen Schöpfungsberichts, in dem er die Erzählung des Moses, den er als Autor des Buches Genesis, d.h. des ersten Buches der Bibel, ansieht, mit philosophischen Berichten über gute Gesetzgeber vergleicht. Besonders wichtig ist Platons Bericht über die Weltherstellung im Dialog „Timaios“ (Zitat Nummer 33), aber auch stoische Einflüsse sind wichtig. Stoisch ist namentlich die Erwähnung des Kosmopolitismus am Ende des Zitats (vgl. Zitat Nummer 167), aber auch die für die jüdische Perspektive besonders wichtige Parallelisierung von Welt und Gesetz: Philon meint damit freilich das jüdische Gesetz, während die Stoiker das Fatum meinten, das sie auch als Gesetz der Welt bezeichneten (vgl. Zitat Nummer 161).

Themen:

  • Judentum und Islam
  • Weltordnung
  • Antike Philosophie II
  • Gesetz
  • Judentum und Philosophie
  • Mose
  • Schöpfung
  • Timaios
  • Genesis
  • Kosmopolitismus

a) Manche Gesetzgeber haben das, was ihnen als gerecht galt, in ungeschminkter und einfacher Form angeordnet; andere haben ihre Ideen in ein schwülstiges Gewand gekleidet und die Volksmassen geblendet, indem sie mit mythischen Erdichtungen die Wahrheit verhüllten.
b) Moses aber hat beides vermieden, das eine, weil es unbedacht, bequem und unphilosophisch ist, das andere, weil es voll Lug und Trug ist. Er hat vielmehr seinen Gesetzen einen sehr schönen und erhabenen Anfang gegeben [...], da er die Weltherstellung schildert, um gleichsam anzudeuten, dass sowohl die Welt mit dem Gesetz als auch das Gesetz mit der Welt im Einklang steht und dass der gesetzestreue Mensch ohne weiteres ein Weltbürger ist, da er seine Handlungen nach dem Gesetz der Natur ordnet, nach dem auch die ganze Welt gelenkt wird.

Übersetzer: Cohn/Wendland, leicht geändert von Matthias Perkams