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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Philon von Alexandrien: Die Herstellung der Welt Mose zufolge 7-9

Original:

Der Jude Philon von Alexandrien über den Schöpfer als erste Ursache
a) Τινὲς γὰρ τὸν κόσμον μᾶλλον ἢ τὸν κοσμοποιὸν θαυμάσαντες τὸν μὲν ἀγένητόν τε καὶ ἀίδιον ἀπεφήναντο, τοῦ δὲ θεοῦ πολλὴν ἀπραξίαν ἀνάγνως κατεψεύσαντο [...].
b) Μωυσῆς δὲ καὶ φιλοσοφίας ἐπ’ αὐτὴν φθάσας ἀκρότητα καὶ χρησμοῖς τὰ πολλὰ καὶ συνεκτικώτατα τῶν τῆς φύσεως ἀναδιδαχθεὶς ἔγνω δή, ὅτι ἀναγκαιότατόν ἐστιν ἐν τοῖς οὖσι τὸ μὲν εἶναι δραστήριον αἴτιον, τὸ δὲ παθητόν, καὶ ὅτι τὸ μὲν δραστήριον ὁ τῶν ὅλων νοῦς ἐστιν εἱλικρινέστατος καὶ ἀκραιφνέστατος, κρείττων ἢ ἀρετὴ καὶ κρείττων ἢ ἐπιστήμη καὶ κρείττων ἢ αὐτὸ τὸ ἀγαθὸν καὶ αὐτὸ τὸ καλόν, τὸ δὲ παθητὸν ἄψυχον καὶ ἀκίνητον ἐξ ἑαυτοῦ, κινηθὲν δὲ καὶ σχηματισθὲν καὶ ψυχωθὲν ὑπὸ τοῦ νοῦ μετέβαλεν εἰς τὸ τελειότατον ἔργον, τόνδε τὸν κόσμον·
c) ὃν οἱ φάσκοντες ὡς ἔστιν ἀγένητος λελήθασι τὸ ὠφελιμώτατον καὶ ἀναγκαιότατον τῶν εἰς εὐσέβειαν ὑποτεμνόμενοι τὴν πρόνοιαν.

Quelle: Philon von Alexandrien: Die Herstellung der Welt Mose zufolge /De opificio mundi secundum Moysem (opif. mund.) 7-9.
Edition: Philo Alexandrinus, Opera Graeca: Philonis Alexandrini Opera quae supersunt. Volumen 1–6. Ediderunt L. Cohn / P. Wendland / S. Reiter, Berlin 1896–1915, Bd. 1.

Auslegung:

In diesem Zitat setzt Philon seine Auslegung des biblischen Schöpfungsberichts fort (vgl. Zitat Nummer 402). Wiederum wird Moses Bericht als besser als der der Philosophen dargestellt. Philon schreibt ihm die eigentlich stoische Unterscheidung eines aktiven und eines passiven Schöpfungsprinzips zu, deutet aber durch den Verweis auf „Orakel“ in der Sprache seiner Zeit an, dass Mose das durch Offenbarung weiß, wie wir heute sagen würden. Seine Beschreibung Gottes als „Geist“ (nous) zeigt, dass Philon bereits die platonisch-aristotelische Lehre vom Geist kennt. Er nutzt sie hier, um die Transzendenz Gottes gegenüber den vor allem der Stoa entlehnten innerweltlichen Tugenden wie „Wissen“ und „Tugend“ herauszustellen (darin dürfte er verlorenen mittelplatonischen Vorbildern folgen). Dagegen übernimmt er die stoische Idee von einer perfekt geordneten Welt (vgl. Zitat Nummer 157). Am Ende (c) verweist er noch auf die göttliche Vorsehung und betont die Bedeutung der göttlichen Vorsehung für das menschliche Glück.

Themen:

  • Geist
  • Judentum und Islam
  • Arten von Ursachen
  • Antike Philosophie II
  • Genesis
  • Judentum und Philosophie
  • Mose
  • Schöpfung
  • Timaios
  • Transzendenz
  • Vorsehung/Providenz

a) Es haben nämlich manche, weil sie die Welt mehr als den Welthersteller bewunderten, jene für ungeworden und ewig erklärt, Gott aber dichteten sie in unwürdiger Weise große Untätigkeit an. [...]
b) Moses aber, der bis zum höchsten Gipfelpunkt der Philosophie vorgedrungen und durch Orakel über die meisten und wichtigsten Ursachen der Natur belehrt worden ist, erkannte sehr wohl, dass unter dem Seienden eines die wirkende Ursache, das andere aber passiv sein muss, und dass jenes Wirkende der ganz reine und lautere Geist des Ganzen ist, der besser ist als Tugend, besser als Wissen, besser als das Gute an sich und das Schöne an sich, dass das Leidende dagegen aus sich heraus unbeseelt und unbeweglich ist, sich aber, nachdem es vom Geist bewegt, gestaltet und beseelt wurde, in das vollendetste Werk verwandelte, in diese Welt.
c) Die Leute, die diese ,ungeworden‘ nannten, übersahen, dass sie das Nützlichste und Notwendigste für die Seligkeit aufhoben, die Vorsehung.

Übersetzer: Cohn/Wendland, leicht geändert von Matthias Perkams