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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Agathias : Historien (Agathias) II 30, 3f.; 31, 1f

Original:

Der Historiker Agathias (6. Jahrhundert) berichtet, wie die letzten Athener Philosophen nach Persien zogen (offensichtlich nach Schließung ihrer Schule im Jahre 529)
[1] Δαμάσκιος ὁ Σύρος καὶ Σιμπλίκιος ὁ Κίλιξ Εὐλάμιός τε ὁ Φρὺξ καὶ Πρισκιανὸς ὁ Λυδὸς Ἑρμείας τε καὶ Διογένης οἱ ἐκ Φοινίκης καὶ Ἰσίδωρος ὁ Γαζαῖος, οὗτοι δὴ οὖν ἅπαντες τὸ ἄκρον ἄωτον [...] τῶν ἐν τῷ καθ’ ἡμᾶς χρόνῳ φιλοσοφησάντων, ἐπειδὴ αὐτοὺς ἡ παρὰ Ῥωμαίοις κρατοῦσα ἐπὶ τῷ κρείττονι δόξα οὐκ ἤρεσκεν, ᾤοντό τε τὴν Περσικὴν πολιτείαν πολλῷ εἶναι ἀμείνονα, τούτοις δὴ τοῖς ὑπὸ τῶν πολλῶν περιᾳδομένοις ἀναπεπεισμένοι, ὡς εἴη παρ’ ἐκείνοις δικαιότατον μὲν τὸ ἄρχον καὶ ὁποῖον εἶναι ὁ Πλάτωνος βούλεται λόγος, φιλοσοφίας τε καὶ βασιλείας ἐς ταὐτὸ ξυνελθούσης [...] αὐτίκα ἀπιόντες ᾤχοντο ἐς ἀλλοδαπὰ καὶ ἄμικτα ἤθη, ὡς ἐκεῖσε τὸ λοιπὸν βιωσόμενοι. [...]
[2] Ἐπεὶ δὲ καὶ τῷ βασιλεῖ διαλεχθέντες ἐψεύσθησαν τῆς ἐλπίδος, ἄνδρα εὑρόντες φιλοσοφεῖν μὲν φρυαττόμενον, οὐδὲν δὲ ὅ τι καὶ ἐπαΐοντα τῶν αἰπυτέρων, ὅτι τε αὐτοῖς οὐδὲ τῆς δόξης ἐκοινώνει, ἕτερα δὲ ἄττα ἐνόμιζεν [...], τήν τε τῶν μίξεων κακοδαιμονίαν οὐκ ἐνεγκόντες, ὡς τάχιστα ἐπανῄεσαν. καίτοι ἔστεργέ τε αὐτοὺς ἐκεῖνος καὶ μένειν ἠξίου, οἱ δὲ ἄμεινον εἶναι σφίσιν ἡγοῦντο ἐπιβάντες μόνον τῶν Ῥωμαϊκῶν ὁρίων αὐτίκα, οὕτω παρασχόν, καὶ τεθνάναι ἢ μένοντες παρὰ Πέρσαις τῶν μεγίστων γερῶν μεταλαγχάνειν.

Quelle: Agathias : Historien (Agathias) /Historiae (his.) II 30, 3f.; 31, 1f.
Edition: Agathiae Historiarum libri quinque. Recensuit R. Keydell (Corpus fontium historiae Byzantinae 2), Berlin 1967.

Auslegung:

Dieser Text ist der berühmte „Agathias-Bericht“ über den Auszug der letzten Angehörigen des Athener Platonismus zum Perserkönig Chusro (Chosrau, Chosroes) III. Anūširwān. Da Chusro den Thron im Jahre 531 bestieg, wird dieser Auszug mit dem Gesetz in Zusammenhang gebracht, in dem der oströmische Kaiser Justinian 529 den philosophischen Unterricht in Athen untersagte. Der Zusammenhang mit diesem Edikt ergibt sich auch dadurch, dass Damaskios das letzte Oberhaupt der neuplatonischen Schule von Athen war, während Priskian und Simplikios durch ihre Aristoteles-Kommentare vom neuplatonischen Standpunkt bekannt sind.
Der Text weist unter [1] auf die lange Tradition der Verbindung von Philosophie und Königtum seit Platon sowie das positive Bild des Persertums hin, das sich in Platons Gesetzen (Nomoi) findet. Zugleich zeigt der Christ Agathias großen Respekt vor den letzten Philosophen als der „Blüte“ der eigenen Generation. Umso kritischer geht er unter [2] mit Chusro selbst um und betont die Enttäuschung der Philosophen über den Umgang mit ihm. Als römischer Patriot betont er dabei den Vorzug, den die Philosophen dem eigenen Reich geben. Tatsächlich ist der Grund dafür, dass die Philosophen Persien rasch verließen, bis heute unbekannt – möglicherweise war die Reise sowieso nur als zeitweilige Übersiedlung geplant. Chusros Interesse an philosophischen Dingen ist jedenfalls auch durch die ihm gewidmeten Traktate Paul des Persers (Zitat Nummer 408) und durch seine Fragen an Priskian (Zitat Nummer 407) dokumentiert.

Themen:

  • Judentum und Islam
  • Philosophen
  • Chosrau (Chosroes)
  • Neuplatonismus
  • Persien/Perser
  • Philosoph(ie) und Herrscher

[1] Damaskios der Syrer, Simplikios der Kilikier, Eulamios der Phryger, Priskian der Lyder, Hermeias und Diogenes aus Phoenizien und Isidor aus Gaza, alle von ihnen die höchste Blüte [...] der in unserer Zeit Philosophierenden – weil ihnen die bei den Römern [= Byzantinern] überwiegend herrschende Meinung [= das Christentum] nicht gefiel und sie glaubten, dass das persische Staatswesen viel besser sei, hierin durch das von den vielen Besungene überzeugt, dass die Herrschaft bei jenen höchst gerecht und so sei, wie die Aussage Platons es möchte, indem Philosophie und Königsherrschaft zusammen kämen [...] – brachen sofort auf und zogen in fremde und unvermischte Gebiete, um dort fürderhin zu leben. [...]
[2] Weil sie aber, als sie mit dem König [Chosrau] sprachen, in ihrer Hoffnung enttäuscht wurden, weil sie einen Mann vorfanden, sich wie ein Philosophierender gebärdete, aber nichts von dem Erhabeneren wusste, weil er nicht einmal ihrer Meinung war, sondern wieder anderes glaubte, zogen sie, weil sie die Verruchtheit der Vermischungen nicht ertrugen so schnell wie möglich zurück. Gleichwohl liebte sie dieser und forderte sie zum Bleiben auf, sie aber glaubten, es sei besser für sie, nachdem sie nur das römische Gebiet betreten hätten, wenn es sich ergeben sollte, sogar zu sterben, als bei den Persern bleibend die höchsten Geschenke zu erhalten.


Übersetzer: Matthias Perkams