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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Priskian aus Lydien [Pseudo-Simplikios]: Lösungen für Chosroes 41, 1-9; 42, 25-43, 8; 52, 25-53, 2; 63, 24-27

Original:

Die Fragen des Königs Kosrau an den Philosophen Priskian von Lydien
[1] Prisciani philosophi solutiones eorum de quibus dubitavit Chosroes Persarum rex. Cum sint multae et variae in quaestione propositiones [...], necessarium est per singula separantes similiter quaestionibus apte adunare solutiones, et eisdem [...] quantum possibile est adhibere veterum excerptas libros. [...]
[2] Primum quidem, quae est animae natura, et utrum in omnibus corporibus una atque eadem est an differt? [...] Oportet autem scire et animae differentiam ex quali causa sit. Si enim corpus convertit animam ac per hoc unaquaeque anima ab altera differt, ecce videtur quia corpus dominatur animae. Si vero anima convertit corpus et formae differentia ex hac eadem causa sit, ecce manifestum, quia anima dominatur corpori. [...] His propositis oportet primum quaerere de anima. [...]
[3] Secundum interrogatorum capitulum de somno et eius natura: [...] Quid est somnus et qualis naturae? Et quid dormire quidque vigilare? [...] Et hoc autem deliberandum, quare per unumquodque climatum sint IIII conversiones solaris anni, vernalis et aestiva et autumnalis et hiemalis. [...]

Quelle: Priskian aus Lydien [Pseudo-Simplikios]: Lösungen für Chosroes /Solutiones ad Chosroem 41, 1-9; 42, 25-43, 8; 52, 25-53, 2; 63, 24-27.
Edition: Prisciani Lydi quae extant. Metaphrasis in Theophrastum et Solutionum ad Chosroem liber. Edidit I. Bywater (Supplementum Aristotelicum 1, 2), Berlin 1885, p. 41–104.

Auslegung:

Diese Zusammenfassung der Fragen des Perserkönigs Chusro (Chosrau, Chosroes) III. Anūširwān an den Neuplatoniker Priskian aus dem Umfeld des Damaskios und Simplikios gehören wohl in den Kontext der Reise dieser Philosophen nach Persien nach 531 (vgl. Zitat Nummer 406). Der Text gehört seiner Gattung nach in den Kontext (angeblicher) Königsfragen an Philosophen, könnte jedoch auf einen tatsächlichen Austausch zurückgehen, auch wenn der Text uns nicht im griechischen Original, sondern nur in einer lateinischen Übersetzung des 9. Jahrhunderts erhalten ist.
Priskian möchte die Fragen Stück für Stück beantworten und beruft sich dabei auf zahlreiche Bücher aus der antiken Philosophietradition, die er auch einzeln aufzählt, darunter auch einige verlorene Fragen. An der Frage nach der Seele zeigt sich, dass Priskian aus seiner neuplatonischen Perspektive antwortet, wenn er die Herrschaft der Seele über den Körper betont und auch die Individualität an einer Aktivität der Seele festzumachen scheint. Das entspricht auch der Lehre in seinem Kommentar zu Aristoteles’ Über die Seele (De anima) (Zitat Nummer 988). An den Fragen Chusros fällt ansonsten ein naturphilosophisches Interesse etwa am Schlaf, den Jahreszeiten und den Klimazonen auf, also an Fragen, die keine enge Verbindung zur neuplatonischen Metaphysik aufweisen.

Themen:

  • Judentum und Islam
  • Seele
  • Chosrau (Chosroes)
  • Fragen
  • Körper und Seele
  • Buch/Bücher
  • Persien/Perser
  • Philosoph(ie) und Herrscher

[1] Lösungen des Philosophen Priskian von demjenigen, worüber Chosrau, der König der Perser, fragte. Weil viele und unterschiedliche Sätze infrage stehen [...], ist es notwendig, auf ähnliche Weise einzeln abtrennend, den Fragen in geeigneter Weise Lösungen gegenüberzustellen und für sie [...], soweit es möglich ist, die exzerpierten Bücher der Alten heranzuziehen. [...]
[2] Erstens: Was ist die Natur der Seele, und gibt es in allen Körpern ein und dieselbe oder besteht ein Unterschied? [...] Man muss aber auch wissen, aus welcher Ursache die Unterschiedlichkeit einer Seele stammt. Wenn nämlich der Körper die Seele verwandelt und hierdurch jede Seele sich von der anderen unterscheidet, da scheint es so, dass der Körper die Seele beherrscht. Wenn aber die Seele den Körper verwandelt und die Unterschiedlichkeit der Form aus genau dieser Ursache stammt, da ist es offenbar klar, dass die Seele den Körper beherrscht. [...] Da dies vorliegt, muss man zuerst über die Seele Untersuchungen anstellen. [...]
[3] Das zweite Kapitel des Gefragten behandelt den Schlaf und seine Natur [...]: Was ist der Schlaf und von welcher Natur? Und was ist schlafen und was wach sein? [...] Aber auch dies ist zu bedenken: Warum gibt es in jeder Klimazone vier Veränderungen des Sonnenjahrs, Frühling, Sommer, Herbst und Winter? [...].


Übersetzer: Matthias Perkams