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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Ammonios Hermeiou: Kommentar zur Eisagoge des Porphyrios Prolegomena, p. 3, 8f.; 11, 6-22

Original:

Ammonios, Sohn des Hermias, ein platonischer Philosophieprofessor in Alexandrien (ca. 435-517), begründet die Zweiteilung der Philosophie
“φιλοσοφία ἐστὶ ὁμοίωσις θεῷ κατὰ τὸ δυνατὸν ἀνθρώπῳ.” οὕτω γὰρ ὁ Πλάτων ὡρίσατο. [...] Διαιρεῖται οὖν ἡ φιλοσοφία [...] εἰς τὸ θεωρητικὸν καὶ πρακτικόν. ἄξιον δὲ ζητῆσαι, δι’ ἣν αἰτίαν [...]. ἐπειδὴ γὰρ ἐλέγομεν τὴν φιλοσοφίαν ὁμοίωσιν θεῷ εἶναι, ὁ δὲ θεὸς διττὰς ἔχει τὰς ἐνεργείας, τὰς μὲν γνωστικὰς πάντων τῶν ὄντων, τὰς δὲ προνοητικὰς ἡμῶν τῶν καταδεεστέρων, εἰκότως ἡ φιλοσοφία διαιρεῖται εἰς τὸ θεωρητικὸν καὶ πρακτικόν· [...]. πάλιν δὲ τῆς ἡμετέρας ψυχῆς διτταὶ αἱ ἐνέργειαι, αἱ μὲν γνωστικαὶ οἷον νοῦς διάνοια δόξα φαντασία καὶ αἴσθησις, αἱ δὲ ζωτικαὶ καὶ ὀρεκτικαὶ οἷον βούλησις θυμὸς ἐπιθυμία. ὁ οὖν φιλόσοφος πάντα τὰ τῆς ψυχῆς μέρη βούλεται κοσμῆσαι καὶ εἰς τελείωσιν ἀγαγεῖν· διὰ οὖν τοῦ θεωρητικοῦ τελειοῦται τὸ ἐν ἡμῖν γνωστικόν, διὰ δὲ τοῦ πρακτικοῦ τὸ ζωτικόν.

Quelle: Ammonios Hermeiou: Kommentar zur Eisagoge des Porphyrios /In Isagogen commentarium (in is.) Prolegomena, p. 3, 8f.; 11, 6-22.
Edition: Ammonii In Porphyrii Isagogen sive V voces. Edidit A. Busse (Commentaria in Aristotelem Graeca 4, 3), Berlin 1891.

Auslegung:

Die Konzeption von philosophischem Glück, wie der Proklos-Schüler Ammonios sie hier darlegt, schließt sich an Platons Idee von der Philosophie als einem Ähnlichwerden mit Gott (Zitat Nummer 14 ) sowie einer auf Aristoteles‘ zurückgehenden Auflistung der Seelenvermögen an. Ammonios setzt beides in einen systematischen Zusammenhang, indem er die in seiner Tradition bekannten Lehren in einer didaktisch klar aufbereiteten Zusammenschau präsentiert.

Themen:

  • Judentum und Islam
  • Philosophie
  • Platon
  • Ähnlichwerden mit Gott
  • Aristotelismus
  • Gott
  • Platonismus
  • Seele
  • Seelenvermögen
  • Wege des Ich

"Die Philosophie ist ein Ähnlichwerden mit Gott gemäß dem dem Menschen möglichen." So hat es nämlich Platon definiert (Theaitet 176b). [...] Nun wird die Philosophie in die theoretische und die praktische eingeteilt. Es ist aber wert zu fragen, aus welchem Grund. [...] Weil wir gesagt haben, die Philosophie sei ein Ähnlichwerden mit Gott, weil Gott aber zweierlei Kräfte hat, die einen alles Seiende erkennenden, die anderen für uns niedriger Stehende Vorsehung treffenden, wird die Philosophie zu Recht in die theoretische und die praktische eingeteilt. [...] Unsere Seele hat ebenfalls zweierlei Kräfte, zum einen erkennende wie Verstand, Denken, Meinen, Vorstellen und sinnlich wahrnehmen, zum anderen lebendige und strebende wie Wollen, Zornmut und Begehren. Der Philosoph nun will alle Teile der Seele schmücken und zur Vollendung führen: Durch das Theoretische wird das Erkennende in uns vollendet, durch das Praktische das Lebendige.

Übersetzer: Matthias Perkams