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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Barhadbeschabba von Ḥalwān: Ursache der Gründung von Schulen (p. 341f. Scher)

Original:

Barḥaḏbšabbā (um 600), ein Lehrer an der christlichen Schule von Nisibis im Perserreich, erklärt die Fähigkeiten unserer Seele
(341) ܗܢܐ ܡܕܥܐ ܡܠܝܠܐ ܘܢܗܝܪܐ: ܗܘ ܕܕܘܡܝܐ ܗܘ ܕܐܠܗܐ ܥܒܘܕܗ: (...) ܡܜܠ ܕܝܢ ܕܡܠܬܢ ܥܠ ܗܢܐ ܡܕܥܐ ܕܒܢ ܐܝܬܝܗܿ: ܢܚܙܐ ܕܕܐܝܟ ܐܝܟܢ ܐܝܬܘܗܝ ܒܢ ܘܐܝܢܘ ܒܝܬ ܡܫܪܝܗ. (...) ܐܝܬܝܗܿ ܗܟܝܠ ܥܠܬܗ ܘܫܬܐܣܬܗ ܢܦܫܐ ܕܒܢ ܐܣܝܪܐ: ܗܕܐ ܕܐܝܬ ܠܗܿ ܚܝ̈ܠܐ ܝܕܘ̈ܥܬܢܐ ܬܠܬܐ: ܗܘܢܐ ܘܬܪܥܢܬܐ ܘܡܚܫܒܬܐ. ܘܡܢ ܗܠܝܢ ܡܬܝܠܕܝܢ ܬܠܬܐ ܐܚ̈ܪܢܐ: ܗܢܘ ܕܝܢ ܪܔܬܐ ܘܚܡܬܐ ܘܨܒܝܢܐ. ܡܕܥܐ ܕܝܢ ܐܝܬܘܗܝ ܠܥܠ ܡܢ ܟܠܗܘܢ ܐܝܟ ܗܢܝܘܟܐ ܚܟܝܡܐ ܘܩܘܒܪܢܝܜܐ ܙܪܝܙܐ ܕܐܩ ܠܪܘܚܩܐ ܘܡܒܪܐ ܠܗܿ ܠܐܠܦܗ ܜܥܝܢܬ ܗܠܝܢ ܔܙ̈ܐ ܡܢ ܫܩ̈ܝܦܐ ܕܜܘܥܝ ܘܡܢ ܥܪܦ̈ܠܐ ܕܠܐ ܝܕܥܬܐ. ܟܕ ܒܗܿܝ ܡܿܢ ܡܢܬܐ (342) ܩܕܡܝܬܐ ܘܝܕܘܥܬܢܝܬܐ ܠܚܝ̈ܠܝܗ ܝܕܘ̈ܥܐ ܕܢܦܫܐ ܡܕܟܝܐ: ܐܝܟ ܕܠܐ ܡܟܝܠ ܡܕܡ ܚܠܦ ܡܕܡ ܢܕܥܘܢ: ܐܠܐ ܠܗ ܠܫܪܪܐ ܘܠܚܬܝܬܘܬܐ ܕܨܒܘ̈ܬܐ ܢܐܚܕܘܢ. ܒܗܿܢ ܬܘܒ ܡܢܬܐ ܐܚܪܬܐ ܣܥܘܪܬܐ ܠܚܝ̈ܠܝܗ ܚܝܘ̈ܬܢܐ ܡܨܠܠ. ܘܡܥܬܕ ܠܗܘܢ ܕܠܐ ܢܗܘܐ ܕܘܒܪܗܘܢ ܒܐܢܠܝܢ ܕܠܐ ܡܗ̈ܢܝܢ. ܐܠܐ ܟܐܢܐܝܬ ܘܦܩܚܐܝܬ ܢܗܘܘܢ ܙܘܥܝܗܘܢ.

Quelle: Barhadbeschabba von Ḥalwān: Ursache der Gründung von Schulen /Causa fundationis scholarum (p. 341f. Scher).
Edition: Mar Barḥaḏbšabbā Arbaya. Éveque de Ḥalwan (Vie siècle), ›Cause de la fondation des écoles‹. Texte syriaque publié et traduit par A. Scher (PO 4, 4), Paris 1908.

Auslegung:

Der syrische Hochschullehrer fasst in seiner Rede vor den Studierenden die aristotelisch-neuplatonische Lehre von den Seelenvermögen zusammen, die Sergios von Reschʿayna ins Syrische übertragen hatte (Zitat Nummer 410). Die meisten hier genannten Seelenvermögen stammen aus Aristoteles’ Schrift „Über die Seele“ (De anima), wurden aber in der späteren Tradition zu einer Liste zusammengefasst. Der eigene Beitrag des syrischen Lehrers besteht darin, dass er über die aus der griechischen Tradition übernommenen sechs Seelenvermögen ein siebtes setzt, das die Einheit der Seele garantiert und ihren Rang als ein zur Einsicht fähiges Wesen unterstreicht. Daher schreibt er ihr auch die letzten Endes auf Platon zurückgehende Idee (vgl. Zitat Nummer 14) einer Ähnlichkeit mit Gott zu.

Themen:

  • Christentum und Philosophie
  • Judentum und Islam
  • Christentum
  • Geist
  • Seele
  • Syrisch (Philosophie in syrischer Sprache)
  • Seelenvermögen
  • Erkenntnis

Diese rationale und erleuchtete Intelligenz ist eine Ähnlichkeit zu Gott ihrem Schöpfer. [...] Im Hinblick darauf, dass unsere Rede auf diese Intelligenz zielt, die in uns ist, wollen wir sehen, wie sie in uns ist, und welches ihre Wohnstätte ist. [...] Es ist dann folglich ihre Ursache und ihr Fundament die Seele, welche in uns gebunden ist. Das, was an Erkenntniskräften (an) ihr ist, sind drei: Verstand, Denken und Meinen. Aus diesen gehen drei andere hervor, und zwar Begehren, Zornmut und Wollen. Die Intelligenz aber steht oberhalb von ihnen allen, wie der weise Wagenlenker, der geschickte Steuermann, der in die Ferne schaut, und sein Schiff, das diese Schätze trägt, fernhält von den Felsen des Irrtums und von den Nebeln der Unkenntnis, indem der erste und theoretische Teil [S. 342] die Erkenntniskräfte reinigt, so dass sie nicht etwas für ein anderes erkennen (= halten) , sondern die Wahrheit und die Bestimmtheit der Dinge erkennen. Durch den anderen, den praktischen Teil wiederum reinigt sie die Lebenskräfte und bereitet sie vor, dass ihre Lebensführung hierin nicht in unnützen Dingen besteht, sondern dass ihre Bewegungen richtig und trefflich erfolgen.

Übersetzer: Matthias Perkams