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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Yūsuf al-Baṣīr : Das Buch der Unterscheidung I 2, § 3f

Original:

Der Gottesbeweis der Muʿtaziliten stellt eine Variante des kosmologischen Gottesbeweises dar
وهو تعالي غير مشاهد، فطريق معرفته فعله المتعذر علينا ايجاد مثله كالأجسام ونحوها، فلا بدّ من أن نعلم حدوثها اوّلا ثم ندلّ على افتقارها إلى محدث حكيم.

Quelle: Yūsuf al-Baṣīr : Das Buch der Unterscheidung /Kitāb at-Tamyīz (Untersch.) I 2, § 3f.
Edition: Yūsuf al-Baṣīr, Das Buch der Unterscheidung. Judäo-Arabisch/Deutsch. Übersetzt und eingeleitet von Wolfgang von Abel, Freiburg u.a. 2005.

Auslegung:

Yūsuf al-Baṣīr weist hier auf den Ausgangspunkt der muʿtazilitischen Beweise hin, nämlich die Schöpfung selbst und die in ihr beobachtbaren Existenzbedingungen, also die Tatsache, dass die Dinge, die wir sehen, üblicherweise neu entstehen und daher auf einen Hersteller verweisen. Diese Tatsache, die ja vor allem für vom Menschen hergestellte Dinge zu gelten scheint, wird jedenfalls von Yūsuf al-Baṣīr weit ausgelegt und auf alle sinnlich wahrnehmbaren Dinge bezogen. Aus dieser Beobachtung heraus wird im weiteren Verlauf des Arguments eine Analogie zum Herstellungsprozess von Dingen in der Welt entwickelt (Zitat Nummer 424).

Themen:

  • Gott
  • Judentum und Islam
  • Muʿtaziliten
  • Arabisch-islamische Philosophie
  • Gottesbeweis
  • Kalām
  • Theologie (philosophische)

Gott der Erhabene ist nicht sichtbar. Somit ist der Weg, Ihn zu erkennen, Sein Handeln, im Vergleich zu welchem es uns unmöglich ist, etwas ähnliches wie er zu erzeugen, zum Beispiel Körper und dergleichen mehr. Es ist zwingend, dass wir zuerst das Neuentstanden-Sein (ḥudūṯ) dieser Dinge erkennen und danach deren Abhängigkeit von einem weisen Neuerschaffer (muḥdiṯ) erweisen.

Übersetzer: Abel mit Änderungen von Matthias Perkams