Original:
Al-ʿAšʿarī (gest. 935), eine zentrale Figur der Geschichte des Kalām, referiert eine Gegenposition, welche behauptet, der Koran sei geschaffen
القرآن عرض في اللوح المحفوظ فهو قائم باللوح ومحال زواله عن اللوح ... فهو في اللوح مخلوق، ... إذا تلاه التالي فتلاوته له أللّه يخلقها في هذه الحال اكتسباً للتالي، فهو في هذه الحال مخلوق خلقاً ثانياً.
Quelle:
Al-Ašʿarī :
Die dogmatischen Lehren des Islam
/
Kitāb maqālāt al-islamīyin wa-ḫtilāf ai-muṣalīyin
594, 4-9.
Edition: Al-Ašʿarī: Kitāb maqālāt al-islamīyin wa-ḫtilāf ai-muṣalīyin, ed. Helmut Ritter, Bd. 1-4, Istanbul 1929-1933.
Auslegung:
Al-Ašʿarī, die Gründerfigur der Ašʿariten, der bedeutendsten Richtung des Kalām seit dem 11. Jahrhundert, zitiert hier eine Idee seiner Gegner. Thema ist die Frage, auf welche Weise der
Koran gleich ewig ist, da er sich selbst als ein arabisches Buch im Himmel beschreibt. Die Muʿtaziliten, deren Lehre schwer rekonstruierbar ist, verstanden den
Koran offenbar als ewig, aber doch als geschaffen, also als abhängig von der göttlichen Ursache. Zudem nahmen sie an, dass es zeitliche Instantiierungen des
Korans gibt, wenn er vorgelesen wird. All das ist aus Al-Ašʿarīs Sicht unannehmbar, ohne dass wir hier seine Gegenposition erfahren würden. Interessant ist aber zu sehen, dass auch die islamische Lehre von der Einzigkeit Gottes vor Herausforderungen gestellt wurde, die teilweise Analogien zu christlichen Diskussionen z.B. über den Status Christi aufweisen.
Themen:
-
Judentum und Islam
-
Koran
-
Arabisch-islamische Philosophie
-
Ewigkeit
-
Gott
-
Kalām
-
Muʿtaziliten
-
Schöpfung