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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Al-Kindī : Die erste Philosophie I, S. 59f. 63. 65

Original:

Al-Kindī über die erste Philosophie und ihre Quellen
[1] وأشرف الفلسلة وأعلاها مرتبة الفلسفة الأولى، أعني علم الحق الأول الذي هو علة كل حق. ...
[2] هو بين عندنا وعند المبرزين من المتفلسفين قبلنا من غير أهل لساننا أنه لم ينل الحق ... أحد من الناس بجهد طلبه. ... فإذا جُمع اليسير ما نال كل واحد من النائلين الحق منهم اجتمع من ذلك شيء له قدر جليل. ... فإيهم لو لم يكونوا لم يجتمع لنا مع شدّت البحث في مددنا كلها هذه الأوائل الحقيّة التي بها تخرجنا إلى الأواخر من مطلوباتنا الحقيّة. ...
[3] فينبغي لنا ألا نستحيي من استحان الحق واقتناع الحق من أين اتى، وإن اتى من الأجماس القاصيّة عنّا والأمم المباياة، فإنه لا شيءَ أولى بطالب الحق من الحق، وليس بنحس الحق ولا يصغر بقائاه ولا بالأتيٍ به.

Quelle: Al-Kindī : Die erste Philosophie /Al-falsafa al-ūlā /Philosophia prima I, S. 59f. 63. 65.
Edition: Al-Kindī, Die erste Philosophie. Arabisch-Deutsch. Übersetzt und eingeleitet von Anna Akasoy, Freiburg u.a. 2011.

Auslegung:

In diesem Text klärt al-Kindī Grundfragen der Philosophie: Unter [1) hebt er den besonderen Rang der Ersten Philosophie bzw. Metaphysik nach Aristoteles hervor. Unter [2] übernimmt er eine auf Aristoteles zurückgehende Idee des philosophischen Fortschritts, die voraussetzt, dass die Wissenschaft durch die Wirkung vieler Personen Stück für Stück wächst und dass niemand sie von sich aus direkt erfindet. Unter [3] plädiert er vor diesem Hintergrund dafür, philosophische Wahrheiten auch dann anzunehmen, wenn sie aus anderen Völkern stammen. Damit spielt er auf die griechische Herkunft der Philosophie an und fordert seine muslimischen Zeitgenossen zur Offenheit gegenüber griechischem Denken auf.

Themen:

  • Judentum und Islam
  • Philosophie
  • Metaphysik
  • Fortschritt
  • Arabisch-islamische Philosophie

[1] Den ehrenvollsten und erhabensten Rang in der Philosophie hat die erste Philosophie inne. Damit meine ich das Wissen um das erste Wahre (al-ḥaqq al-awwal), dass die Ursache alles Wahren ist. [...]
[2] Es ist für uns wie auch für frühere herausragende Philosophen, nicht von unserer Sprache, offensichtlich, dass niemand [...] durch die Anstrengung seines eigenen Strebens das Wahre erreicht. [...] Wenn man aber das Wenige, das jeder, der ein wenig Wahres erreicht hat, zusammennimmt, so ergibt dies eine beträchtliche Menge. [...] Wären [unsere Vorgänger] nicht gewesen, so würden uns – trotz intensiver Forschung während unseres ganzen Lebens – die wahren Prinzipien nicht zuteil, die uns zu den Endpunkten des wahrhaft Gesuchten gelangen lassen. [...]
[3] Wir dürfen uns nicht schämen, das Wahre und seine Erwerbung zu billigen, woher sie auch kommen mögen, auch wenn sie von Menschen, die anders als wir sind, und von fremden Völkern kommen. Es gibt nämlich nichts, was angemessener für denjenigen wäre, der das Wahre sucht, als das Wahre selbst. Das Wahre, wird durch denjenigen, der es ausspricht oder übermittelt, weder herabgesetzt noch geschmälert.

Übersetzer: Anna Akasoy, leicht geändert von Matthias Perkams