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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Ibn Sīnā (Avicenna): Autobiographie (p. 28, 3-30, 2 Gohlmann)

Original:

Ibn Sīnā (Avicenna) berichtet über Hilfsmittel zu philosophischer Kreativität
وألذي كنت أتحیّر فیھ من المسائل ... أترد د بسبب ذلك إلى الجامع وأصلّى وأبتھل إلى مبدع الكلّ. ... فمھما غلبني النوم أو شعرت بضعف عدلت إلى شرب قدح من الشراب لكیما تعود إلىّ قوتي.


Quelle: Ibn Sīnā (Avicenna): Autobiographie /Sirat al-shaykh al-ra'is /vita (vit.) (p. 28, 3-30, 2 Gohlmann).
Edition: The Life of Ibn Sina. A Critical Edition and Annotated Translation by William E. Gohlmann, Albany (N.Y.) 1974.

Auslegung:

Zu den herausragenden Leistungen Ibn Sīnās gehört, nicht anders als bei Augustinus (Confessiones/Bekenntnisse) und Abaelard (Historia calamitatum/Geschichte meiner Unglücke) das Verfassen einer Autobiographie, die nicht zuletzt einige Einblicke in seine philosophische Methodik gibt. Aus heutiger Sicht überraschend ist zunächst einmal die ganz selbstverständliche Verbindung von Philosophie und Gebet: Die Möglichkeit, Gott um Erleuchtung zu bitten, ist offensichtlich ein ganz unkontroverser Teil der philosophischen Wahrheitssuche. Dies hat sicher auch mit der bereits bei al-Fārābī festzustellenden Haltung zu tun, in der Sache keinen Unterschied zwischen wahrer Philosophie und Religion festzustellen (Zitat Nummer 401). Bemerkenswert ist, dass Ibn Sīnā ganz freimütig zugibt, auch Wein zur Inspiration zu trinken. Das widerspricht dem heutigen im Islam verbreiteten Alkoholverbot in auffälliger Weise, doch scheint die verbreitete Rechtsauffassung im Persien der avicennischen Zeit noch eine andere gewesen zu sein.

Themen:

  • Methodik
  • Mittelalterliche Philosophie
  • Arabisch-islamische Philosophie
  • Gebet
  • Philosophie und Religion
  • Alkohol(ische Getränke)

Und aufgrund von denjenigen Fragen, über die ich unsicher war [...], suchte ich wiederholt die Moschee auf, betete und flehte zum Schöpfer des Alls. [...] Sooft mich der Schlaf überwältigte oder ich eine Schwäche verspürte, wandte ich mich ab, um einen Becher Wein zu trinken, auf dass meine Fähigkeit mir wiederkehrt.

Übersetzer: Matthias Perkams

Wenn ich bei einer Frage in Verlegenheit war [...], pflegte ich deswegen die Moschee aufzusuchen und zum Schöpfer des Alls zu beten und zu flehen. [...] Wenn mich der Schlaf übermannen wollte oder ich eine Schwäche verspürte, wandte ich mich einem Becher Wein zu, um wieder zu Kräften zu kommen.

Übersetzer: G. Strohmaier