Original:
Al-Ġazālī verteidigt die Idee einer Auferstehung der Toten und einer Körperlichkeit des Paradieses gegen die philosophische Lehre von der Unsterblichkeit der unköperlichen Seele
(1) (25) وما وعد من أمور الآخرة ليس محالاً في قدرة ألله تعالى. فيجب الجريّ على ظاهر الكلام بل على فحواه الذي هو صريح فيه. (26) فإن قيل: وقد دلّ الدليل العقليّ على استحالة بعث الجساد، ... فنطالبهم بظاهره. ...
(46) فالإنسان المبعوث لو كان بجنه من حجرأو ياعوت أو درّ أو تراب محض لم يكن إنساناً، بل لا يبحوّر أن يكون إنساناً، ألا أن يكون متشكّلاً بالشكل المخصوص، مركبأً من العظام والعروق واللحوم والغضاريف والأخلاط. ... فإذن لا يمكن أن يتجدّد بدن إنسان لتردّ النفس إليه إلا بهذه الأمور، ولها أسباب كثيرة. ... فقول القأئل يقال له، كن فيكون، غير معقول إذ التراب لا يخاطب والقلابه إنساناً دون التردد في هذه الأطوار محال. ...
(2) (48) إنا نسلّم أن الترقّي في هذه أطوارلا بدّ منه حتى يحير بدن إنسان، ... ولكن ذلك في لحظة أو في مدّة ممكن. ... وليس المناقشة فيه، وإنّما النظر في أن الترقي هذه الأطوار يحصل بمجرّد القدرة من غير واسطة أو بسبب من الأسباب. وكلهما ممكنان عندنا كما ذكرناه. ... المقترنات في الوجود اقترانها ليس على طريق التلازم، بل العادات يجوز خرقها فيحصل بقدرة ألله تعالى هذه الأمور دون وجود أسبابها.
Quelle:
Al-Ġazālī :
Die Inkohärenz der Philosophen
/
Tahāfut al-falāsifa
XX § 25. 46 (p. 215. 221 und § 48, p. 222 Marmura).
Edition: Al-Ghazālī, The incoherence of the philosophers. Tahāfut al-falāsifa. A parallel English-Arabic text transl., introd., and annotated by Michael E. Marmura, Provo (Utah) [2009].
Auslegung:
Dieser Text ist Teil einer Auseinandersetzung mit Ibn Sīnās Argumentation für die Unsterblichkeit der Seele. Der Abschnitt ist auch deswegen besonders interessant, weil er die philosophische Auseinandersetzung mit Fragen der Deutung des
Korans verbindet. Al-Ġazālī beginnt mit einer für ihn wichtigen Position, nämlich der Feststellung, dass die Aussagen des
Korans nicht absurd sind, und zwar auch dann nicht, wenn man sie strikt wörtlich nimmt. Es gibt daher keinen Grund zu fordern, dass nicht nachvollziehbare Aussagen des Koran in übertragener Weise erklärt werden müssen (ganz anders später Ibn Rušd in Zitat Nummer 349). Allerdings ist al-Ġazālī Philosoph genug, das nicht nur zu behaupten. Vielmehr sieht er die Notwendigkeit, die Rationalität des koranischen Wortsinns dadurch nachzuweisen, dass er eine philosophische Theorie entwickelt, die damit kompatibel ist. Daher erklärt er in (46) zunächst die Argumente der Philosophen: Diese meinen zum einen, dass lebendige Körper keine Edelsteine sein können, wie es im
Koran einmal gesagt wird, und zum anderen denken sie, dass derartige Körper nur als Ergebnis eines natürlichen Prozesses entstehen können. Al-Ġazālīs Antwort findet sich in [2]: Er gibt die Notwendigkeit eines natürlichen Prozesses durchaus zu, behauptet aber, dass Gott diesen Prozess aufgrund seiner Allmacht in einer ganz anderen Geschwindigkeit ablaufen lassen kann, als dies normalerweise geschieht. Begründet wird das mit der generellen These, dass natürliche Prozesse nicht in sich notwendig sind, sondern von Gott in seiner Allmacht beeinflusst werden können. Somit zeigt sich auch in diesem Text, dass Al-Ġazālīs Kritik an den Philosophen ihrerseits eine philosophische Theorie beinhaltet, die die Gültigkeit von Naturgesetzen zumindest relativiert. Damit steht sie in ausgesprochenem Gegensatz zum Aristotelismus der zeitgenössischen Philosophen, welche die Notwendigkeit der göttlichen Weltordnung ausdrücklich betonen (Zitate Nummer 439 und 454).
Themen:
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Judentum und Islam
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Seele
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Auferstehung
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Arabisch-islamische Philosophie
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Mensch und Seele
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Auslegung (autoritativer Schriften)
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Äußerer/wörtlicher Schriftsinn
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Koran
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Körper und Seele
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Unsterblichkeit der Seele