Original:

Al-Ġazālī benennt die wichtigsten Strömungen der Gottsuche in der islamischen Geisteswelt seiner Zeit


Quelle: Al-Ġazālī : Der Erretter aus dem Irrtum /Munqid min aḍ-ḍalāl II (p. 12 Elschazlī = p. 18 Maḥmūd).
Edition: Al-Ġazālī, al-Munqiḏ min aḍ-ḍalāl, ed. ʿAbd-al-Ḥalīm Maḥmūd, Kairo 1964.

Auslegung:

Dieser Text stammt aus al-Ġazālīs Werk Der Erretter aus dem Irrtum, der unter den zahlreichen Schriften des Autors zur Erneuerung des religiösen und wissenschaftlichen Lebens im Islam eine besondere Bedeutung einnimmt. Insbesondere schildert al-Ġazālī hier seinen eigenen Lebensweg und seine Hinwendung zur Mystik, nachdem er jahrelang an einer islamischen Hochschule (medresse) als Lehrer gearbeitet hatte. In diesem Text unterscheidet al-Ġazālī vier Gruppen islamischer Lebensführung, die zu seiner Zeit von Bedeutung waren: Die so genannten „Philosophen“ werden als innerislamische Strömung verstanden, mit besonderem Bezug zu Aristoteles, al-Fārābī und Ibn Sīnā. Die mutakallimūn sind die rationalen Theologen, welche zu al-Ġazālīs Zeit von der Richtung der ʿAšariten dominiert wurden, welche die in Entstehung befindliche sunnitische Grundrichtung des Islams stark beeinflussten; ihnen gehörte auch al-Ġazālī ursprünglich an. Unter „Batiniten“ versteht al-Ġazālī solche islamischen Gruppen, welche die äußerliche islamische Frömmigkeit ablehnen. Er wendet sich selbst schließlich den Ṣūfīs bzw. dem Ṣūfīsmus zu, also einer mystischen Form des Islam, die auf eine direkte Gotteserfahrung abzielt (Zitat Nummer 467). Sie ist bis heute unter Muslimen weit verbreitet und nimmt durchaus auch philosophische Inhalte auf.

Themen:

• Judentum und Islam
• Gottsuche
• Arabisch-islamische Philosophie
• Mystik
• Autobiographie