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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Al-Ġazālī : Der Erretter aus dem Irrtum II (p. 12 Elschazlī = p. 18 Maḥmūd 1968; p. 29 Elschazlī = p. 48 Maḥmūd); Text korrigiert

Original:

Al-Ġazālī über die Unverzichtbarkeit philosophischer Methodik
وهو غالب على أكثر الخَلق، فمهما نسبت الكلام، وأسندته إلى قائل حَسن فيه اعتقادهم’ قبلوه، وإن كان باطلا. وإن أسندته إلى من ساء فيه اعتقادهم، ردوه، وإن كان حقا. فأبدا يعرفون الحق بالرجال ولا يعرفون الرجال بالحق، وهو غاية الفضال. هذه آفة الرد.


Quelle: Al-Ġazālī : Der Erretter aus dem Irrtum /Munqid min aḍ-ḍalāl II (p. 12 Elschazlī = p. 18 Maḥmūd 1968; p. 29 Elschazlī = p. 48 Maḥmūd); Text korrigiert.
Edition: Al-Ġazālī, al-Munqiḏ min aḍ-ḍalāl, ed. ʿAbd-al-Ḥalīm Maḥmūd, Kairo 1964.

Auslegung:

In seiner Auseinandersetzung mit der Philosophie im Rahmen seiner Autobiographie Erretter aus dem Irrtum (vgl. Zitat Nummer 464) fragt sich al-Ġazālī auch, welche Nachteile aus deren kompletter Ablehnung folgen. Diese bestehen seines Erachtens in einer ganz unwissenschaftlichen und irrationalen Haltung, die sich darin zeigt, Meinungen lediglich aufgrund der Persönlichkeit ihrer Vertreter zu akzeptieren oder nicht. Diese Haltung führt letztlich zur Irrationalität und Leichtgläubigkeit, die nach al-Ġazālī auch mit einer islamischen Haltung nicht zu vereinen ist (vgl. Zitat Nummer 457 [4]). Durch diese Haltung wird der einflussreiche Philosophiekritiker al-Ġazālī zu einem wichtigen Verfechter einer Integration philosophischer Elemente in das islamische Denken, besonders auf dem Feld der Methodik. Das entspricht durchaus der Situation an Universitäten im mittelalterlichen Europa, wo die Logik allen Studenten gelehrt wurde, bevor sie andere Fächer studieren konnten. – Al-Ġazālī reiht sich mit seiner sehr dezidierten Position in die Reihe derer ein, die der Akzeptanz von „Fake News“ mit einem Hinweis auf methodische Standards der Wahrheitssuche begegnen.

Themen:

  • Judentum und Islam
  • Methodik
  • Arabisch-islamische Philosophie
  • Logik
  • Philosophie

Folgendes herrscht unter den meisten Menschen vor: So oft sie eine Aussage jemandem zuschreiben und beilegen, von dem sie eine gute Überzeugung haben, akzeptieren sie sie, auch wenn sie nichtig ist; und wenn sie sie jemandem zuschreiben, von dem sie eine schlechte Überzeugung haben, lehnen sie sie ab, auch wenn sie wahr ist. Folglich billigen sie immer das Wahre aufgrund der Menschen, und billigen nicht die Menschen aufgrund der Wahrheit. Und dies ist der Gipfel des Irrtums. Dies ist das Übel der Ablehnung [der Philosophie].


Übersetzer: Matthias Perkams