Original:
Averroes bestreitet, dass es einen großen Unterschied zwischen Philosophen und anderen Muslimen über die Ewigkeit der Welt gibt
(18) المتكلّمون ... والحكماء المتقدّمون ... اتّفقوا على أن ههنا ثلاثة أصناف من الموجوجات، طرفان وواسطة بين الطرفين. فاتّفقوا في تممية الطرفين واختلفوا في واسطة.
فأما الطرف الواحد فهو موجود وجد من شيء غيره وعن شيء، أعني عن سبب فاعل ومن مادة، والزمان متقدم عليه، أعني على وجوده. ... وأما الطرف المقابل لهذا فهو موجود لم يكن من شيء ولا عن سيء ولا تقدّمه ومان. ... وأما الصنف من الموجود الذي بين هذين الطرفين فهو موجود لم يكن من شيء ولا تقدّمه زمان ولكنه موجود عن شيء أعني عن فاعل، وهذا هو العالم وأسره. والكلّ منهم متفق على وجود هده الصفات الثلاثة للعالم. ...
(20) فالمذاهب في العالم ليس تتباعد كلّ التباعد حتى يكفّر بعضهما ولا يكفَّر.
Quelle:
Ibn Rušd (Averroes):
Die entscheidende Abhandlung
/
Faṣl al-maqāl
18-20 = 36-40.
Edition: F. Schupp, Averroes. Die entscheidende Abhandlung und die Urteilsfällung über das Verhältnis von Gesetz und Philosophie. Arabisch-deutsch, Hamburg 2009.
Auslegung:
Mit diesem Text äußert sich Ibn Rušd zu einem der großen Streitthemen seiner Zeit, nämlich derjenigen der Ewigkeit der Welt. Die Idee des Aristoteles war, dass die Welt ewig sein müsse, weil immer ein kausaler Vorgang von einem anderen verursacht sein und einen anderen hervorbringen müsse (Zitat Nummer 663). Demgegenüber scheint die monotheistische Lehre der Schöpfung der Welt durch Gott zu suggerieren, dass die Welt einen Anfang haben müsse und nicht ewig sein könne. Al-Ġazālī war dieser seit der Spätantike diskutierte Punkt (Zitat Nummer 304 und 430) so wichtig, dass er hierin eine falsche philosophische Meinung sah, die mit dem Tod bestraft werden müsse. Demgegenüber betont Ibn Rušd, der ja meint, Philosophie und Islam enthielten dieselbe Wahrheit (Zitat Nummer 349), dass die These von der Ewigkeit der Welt und die einer Schöpfung durch Gott vereinbar seien. Zu diesem Zweck unterscheidet er drei Arten von Seiendem:
a) Geschaffenes Seiendes, das aus Materie und durch eine von ihm verschiedene Ursache entsteht.
b) Gott, der weder aus etwas noch durch eine Ursache entsteht, und
c) Dinge wie die Welt, die immer bestanden haben und nicht aus Materie entstanden sind, aber doch durch eine Ursache bestehen, insofern sie von ihr abhängig sind. Gemeint ist damit natürlich die Abhängigkeit der Welt von Gott. Averroes lehnt auch nicht ab, dass die Welt materiell verfasst ist bzw. aus materiellen Dingen besteht. Er betont lediglich, dass die nicht in einem zeitlichen Prozess aus der Materie entstanden ist.
Auf diese Weise formuliert Ibn Rušd eine Position, die sowohl für Muslime als auch für Philosophen akzeptabel sein soll. Die Wahrheit der aristotelischen Position wird dabei dem Grunde nach vorausgesetzt, sie wird aber in einer Weise formuliert, die mit dem Islam kompatibel sein soll.
Themen:
-
Judentum und Islam
-
Philosophen
-
Arabisch-islamische Philosophie
-
Al-Ġazālī
-
Ewigkeit der Welt
-
Islam und Philosophie
-
Materie
-
Philosophie und Religion