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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Averroes : Großer Kommentar zu Aristoteles‘ De anima III Abschnitt 5, S. 411f.

Original:

Averroes über den Vorteil der Theorie der Universalität des Intellekts
Si res intellecta apud me et apud te fuerit una omnibus modis, continget quod, cum ego scirem aliquod intellectum, ut tu scires etiam ipsum, et alia multa impossibilia. Et si posuerimus eum esse multa, continget ut res intellecta apud me et apud te sit una in specie et duae in individuo; et sic res intellecta habebit rem intellectam, et sic procedit in infinitum. Et sic erit impossibile, ut discipulus addiscat a magistro, nisi scientia quae est in magistro sit virtus generans et creans scientiam quae est in discipulo, ad modum secundum quem iste ignis generat alium ignem sibi similem in specie; quod est impossibile. [...] Cum igitur posuerimus rem intelligibilem quae est apud me et apud te multam in subiecto secundum quod est vera, scilicet formas imaginationis, et unam in subiecto per quod est intellectus ens (et est intellectus materialis), dissolvuntur istae quaestiones perfecte.

Quelle: Averroes : Großer Kommentar zu Aristoteles‘ De anima III Abschnitt 5, S. 411f..
Edition: Crawford

Auslegung:

Eine der bekanntesten Positionen Ibn Rušds ist seine Meinung, alle Menschen hätten nur einen Intellekt, lediglich ihre Vorstellungen seien verschieden. (VL Freiheit).

Themen:

  • Aristoteles
  • Intellekt
  • Judentum und Islam
  • Freiheit

Wenn das gedachte Objekt bei mir und bei dir in jeder Hinsicht eines wäre, ergäbe sich folgende Konsequenz: Wenn ich irgendein Denkobjekt wüsste, dann wüsstest du es auch – und viele andere Unmöglichkeiten. Wenn wir aber annähmen, es [= das Gedachte] sei vieles, dann wäre die Konsequenz, dass das gedachte Objekt bei mir und bei dir der Art nach eine, dem Individuum nach aber zwei wäre. So hätte das gedachte Objekt ein [weiteres] gedachtes Objekt, und so ginge es fort bis ins Unendliche. Es wäre dann unmöglich, dass ein Schüler vom Lehrer lernt, es sei denn, das Wissen, das im Lehrer ist, sei ein Vermögen, welches das Wissen, das im Schüler ist, erzeugt und erschafft – auf die Weise wie das konkrete Feuer ein anderes ihm der Art nach ähnliches Feuer erzeugt – was unmöglich ist. [...] Wenn wir daher annehmen, das gedachte Objekt, das bei mir und bei dir ist, sei vieles in dem Subjekt, dem gemäß es wahr ist, nämlich als vorgestellte Formen, und eines in dem Subjekt, durch das es Intellekt ist (und das ist der materielle), werden diese Fragen vollkommen gelöst.

Übersetzer: Wirmer, leicht geändert