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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Spinoza, Baruch de: Theologisch-politischer Traktat XVI (Auszüge aus p. 476f. = Erstdruck p. 179)

Original:

Für Spinoza ist die Demokratie die eigentliche dem Naturrecht entsprechende Verfassung
Quia jam ostendimus jus naturale sola potentia uniuscujusque determinari [...], sine ulla naturalis juris repugnantia societas formari potest pactumque omne summa cum fide semper servari, si nimirum unusquisque omnem, quam habet, potentiam in societatem transferat [...], cui unusquisque vel ex libero animo vel metu summi supplicii parere tenebitur. Talis vero societatis jus democratia vocatur.

Quelle: Spinoza, Baruch de: Theologisch-politischer Traktat /Tractatus theologico-politicus XVI (Auszüge aus p. 476f. = Erstdruck p. 179).
Edition: Spinoza, Baruch de. Tractatus Theologico-politicus/Theologisch-politischer Traktat. Herausgegeben von G. Gawlick und F. Niewöhner. 2., unveränd. Aufl. Darmstadt: WBG 1989 (= Opera. lateinisch und deutsch, Band 1).

Auslegung:

Spinoza äußert sich hier zum Demokratiebegriff und leitet diesen aus dem Begriff des Naturrechts ab, der in der Frühen Neuzeit viel diskutiert wurde. Spinoza scheint hier das Naturrecht bereits als ein Recht des Einzelnen zu verstehen, mit dem er auch zur Gründung einer staatlichen Gemeinschaft beitragen kann. Dabei kann sein eigenes Recht auf die Gemeinschaft übertragen und der entsprechende Pakt stets gewahrt werden, sodass eine Gemeinschaft aus verschiedenen Rechtsträgern entsteht, die ihr Recht jeweils an den entsprechenden Staat abgetreten haben, und zwar möglicherweise nicht immer freiwillig, sondern aus Angst vor Strafe. Einen solchen Staat nennt Spinoza dann bereits Demokratie.

Themen:

  • Demokratie
  • Judentum und Islam
  • Naturrecht
  • Freiheit (Vorlesung)
  • Staat und Religion

Weil wir schon gezeigt haben, dass das Naturrecht nur durch die Mächtigkeit eines Jeden festgelegt wird [...], kann ohne irgendeinen Widerspruch zum Naturrecht eine Gesellschaft gebildet und jeder Vertrag in höchstem Vertrauen immer eingehalten werden, wenn nun jeder Einzelne die ganze Mächtigkeit, die er besitzt, auf die Gesellschaft überträgt [...], der ein Jeder entweder aus freiem Geist oder aus Furcht vor der höchsten Strafe zu gehorchen verpflichtet sein wird. Das Recht einer solchen Gesellschaft wird Demokratie genannt werden.


Übersetzer: Matthias Perkams