Original:
Spinoza folgert, dass dem Einzelnen im Staat größtmögliche Freiheit zukommen muss
His ostendimus
I. impossibile esse libertatem hominibus dicendi ea quae sentiunt adimere.
II. hanc libertatem, salvo jure et authoritate summarum potestatum, unicuique concedi et eandem unumquemque servare posse [...].
III. hanc eandem libertatem unumquemque habere posse, servata reipublicae pace, et nulla ex eadem incommoda oriri, quae facile coerceri non possint. [...]
V. leges quae de rebus speculativis conduntur, inutiles omnino esse.
Quelle:
Spinoza, Baruch de:
Theologisch-politischer Traktat
/
Tractatus theologico-politicus
XX (Auszüge aus p. 618f. = Erstdruck p. 232f.).
Edition: Spinoza, Baruch de. Tractatus Theologico-politicus/Theologisch-politischer Traktat. Herausgegeben von G. Gawlick und F. Niewöhner. 2., unveränd. Aufl. Darmstadt: WBG 1989 (= Opera. lateinisch und deutsch, Band 1).
Auslegung:
Hier fasst Spinoza die Ergebnisse seiner Überlegungen zusammen. Aus dem Naturrecht, das jeder Einzelne an die Gesellschaft abgibt (Zitat Nummer 489), folgt, dass diese ihm seine Freiheit im Einzelnen nicht nehmen kann. Aus Satz III. ergibt sich auch, dass jeder Einzelne die Freiheit haben kann, solange die staatlichen Ansprüche gewahrt bleiben, und ihm hieraus kein Nachteil entstehen darf. Satz V. betont insbesondere, dass religiöse und philosophische Überzeugungen nicht selbst Teil der Staatsgesetzgebung sein dürfen. Damit entwirft er in der Zeit der Konfessionskriege die Idee eines konfessionell neutralen, die Freiheit des Menschen ermöglichenden Staates – eine Idee, die sich erst langsam durchsetzt, aber unsere heutige Situation noch wesentlich prägt.
Themen:
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Judentum und Islam
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Staat
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Freiheit (Vorlesung)
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Staat und Religion
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Freiheit (politische)
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Individuum und Staat