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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Brecht, Bertolt: Leben des Galilei 4. Szene

Original:

Bertolt Brecht stellt die Anerkennung des neuzeitlichen Weltbildes als Problem der Aristoteles-Rezeption dar
Der Philosoph: Das Weltbild des göttlichen Aristoteles mit seinen mystisch musizierenden Sphären und kristallenen Gewölben und den Kreisläufen seiner Himmelskörper und dem Schiefenwinkel der Sonnenbahn und den Geheimnissen der Satellitentafeln und dem Sternenreichtum des Katalogs der südlichen Halbkugel und der erleuchteten Konstruktion des celestialen Globus ist ein Gebäude von solcher Ordnung und Schönheit, dass wir wohl zögern sollten, diese Harmonie zu stören. […]
Galilei: Ich stelle mein Fernrohr zur Verfügung, dass man sich überzeugen kann, und man zitiert Aristoteles. Der Mann hatte kein Fernrohr! […]
Der Philosoph: Wenn hier Aristoteles in den Kot gezogen werden soll, eine Autorität, welche nicht nur die gesamte Wissenschaft der Antike, sondern auch die Hohen Kirchenväter selbst anerkannten, so scheint jedenfalls mir eine Fortsetzung der Diskussion überflüssig. Unsachliche Diskussionen lehne ich ab. Basta.

Quelle: Brecht, Bertolt: Leben des Galilei 4. Szene.
Edition: N.N.

Auslegung:

- 1. Feststellung: Brecht hatte selbst Aristoteles wohl kaum gelesen
- 2. wichtigere Feststellung: Klassiker können, wenn sie zu wichtig genommen werden, die Wahrheitssuche behindern
→ Haltung des „Philosophen“ unphilosophisch, keine Offenheit für neue Fragen

Themen:

  • Aristoteles
  • Welt
  • Antike Philosophie I