Original:
Die grundlegende Unterscheidung des Parmenides
αἵπερ ὁδοὶ μοῦναι διζήσιός εἰσι νοῆσαι·
ἡ μὲν ὅπως ἔστιν τε καὶ ὡς οὐκ ἔστι μὴ εἶναι
Πειθοῦς ἐστι κέλευθος (Ἀληθείῃ γὰρ ὀπηδεῖ),
ἡ δ᾿ ὡς οὐκ ἔστιν τε καί ὡς χρεών ἐστι μὴ εἶναι·
τὴν δὴ σοι φράζω παναπευθέα ἔμμεν ἀταρπόν·
οὔτε γὰρ ἂν γνοίης τό γε μὴ ἐὸν (οὐ γὰρ ἀνυστόν),
οὔτε φράσαις·
Quelle:
Parmenides von Elea:
Über die Natur
28B 2.
Edition: Diels-Kranz
Auslegung:
- Zentralbegriffe: Sein und Denken
- Hintergrund ist vielleicht die Erkenntnisskepsis des Xenophanes, dagegen der Versuch, Erkenntnis sicher zu begründen
- Ansatzpunkt: Quasi-apriorisches Argument der Ansetzung eines unmittelbaren Zusammenhangs von Erkennen und Sein → Was man erkennt, ist, was man nicht erkennt, ist nicht
- Notwendiges Argument für die Existenz von etwas Seiendem: Was ist, ist notwendig
- Unterscheidung zweier Wege: der der Wahrheit und der Falschheit
- der der Wahrheit ist mit Sein und Denken verbunden
→ alles was nicht mit Sein und Denken verbunden ist, ist nicht wahr, also falsch
- Problem: Denken und Wahrheit sind unveränderlich, vgl. mathematische Wahrheiten
- was nicht immer wahr ist, ist falsch
→ es gibt in Wahrheit keine Veränderung
- apriorisches, grundsätzlich sehr starkes Argument: Aus der Unveränderlichkeit von Denken folgt Unveränderlichkeit der Wahrheit; aus Unveränderlichkeit der Wahrheit folgt Unveränderlichkeit des Seins
→ philosophisches Grundproblem: Wie ist Veränderlichkeit anstelle dieses Arguments zu erklären?
- Philosophie wird von den Vorsokratikern mit einer schwierigen Aufgabe zurückgelassen
Themen: