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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Simplikios: Aristoteles Physik Kommentar 144, 25-27

Original:

Der Neuplatoniker Simplikios (um 530) erklärt, warum er Parmenides so ausführlich zitiert
ἡδέως ἂν τὰ περὶ τοῦ ἑνὸς ὄντος ἔπη τοῦ Παρμενίδου μηδὲ πολλὰ ὄντα τοῖσδε τοῖς ὑπομνήμασι παραγράψαιμι διά τε τὴν πίστιν τῶν ὑπ’ ἐμοῦ λεγομένων καὶ διὰ τὴν σπάνιν τοῦ Παρμενίδου συγγράμματος.

Quelle: Simplikios: Aristoteles Physik Kommentar /In Aristotelis Physica commentaria (in Ph.) 144, 25-27.
Edition: Simplicius, In Physica: Simplicii in Aristotelis Physicorum libros commentaria. Edidit H. Diels. Tomus 1–2 (CAG 9–10), Berlin 1882–1895.

Auslegung:

Der Text ist ein bedeutendes Zeugnis für die Überlieferung des Textes des Vorsokratikers Parmenides und für die antiquarischen Tendenzen des 6. Jahrhunderts. Der gelehrte neuplatonische Aristoteles-Kommentator Simplikios, einer der letzten nichtchristlichen Philosophen der Antike, berichtet hier, dass Parmenides’ Lehrgedicht schon damals äußerst selten war. Damit begründet er seine ausführlichen wörtlichen Zitate aus diesem Werk. Zugleich verdeutlicht er den neuplatonischen Kontext seiner Aussagen, wenn er das Thema von Parmenides’ Lehrgedicht als das „seiende Eine“ bezeichnet, also nicht das Eine selbst, sondern das erste, eine Seiende, das sich aus diesem entwickelt. Damit interpretiert Simplikios den Parmenides ohne jede historische Distanz als einen Zeugen für seine eigenen Überzeugungen.

Themen:

  • Parmenides
  • Antike Philosophie I
  • Auslegung (autoritativer Schriften)
  • Neuplatonismus
  • Heteronome Texte
  • Überlieferung (philosophischer Texte)

Gerne möchte ich Parmenides‘ Worte über das seiende Eine zu diesen Erklärungen hinzuschreiben, zumal sie nicht viele sind, wegen der Glaubwürdigkeit des von mir Gesagten und wegen der Seltenheit der Schrift des Parmenides.

Übersetzer: Matthias Perkams