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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Platon: Die Gesetze (Platon) X 895a-896b, gekürzt

Original:

Platon entwickelt die These, dass man am Anfang der Weltentstehung eine erste Bewegung annehmen muss und weist die Seele als das Selbstbewegte auf
[1] εἰ σταίη πως τὰ πάντα ὁμοῦ γενόμενα, καθάπερ οἱ πλεῖστοι τῶν τοιούτων τολμῶσι λέγειν, τίν’ ἄρα ἐν αὐτοῖς ἀνάγκη πρώτην κίνησιν γενέσθαι τῶν εἰρημένων; τὴν αὐτὴν ἑαυτὴν δήπου κινοῦσαν· ὑπ’ ἄλλου γὰρ οὐ μήποτε ἔμπροσθεν μεταπέσῃ, μηδεμιᾶς γε ἐν αὐτοῖς οὔσης ἔμπροσθεν μεταπτώσεως. […]
[2] Ὧι δὴ ψυχὴ τοὔνομα, τίς τούτου λόγος; ἔχομεν ἄλλον πλὴν τὸν νυνδὴ ῥηθέντα, τὴν δυναμένην αὐτὴν αὑτὴν κινεῖν κίνησιν; [...] εἰ δ’ ἔστι τοῦτο οὕτως ἔχον, ἆρα ἔτι ποθοῦμεν μὴ ἱκανῶς δεδεῖχθαι ψυχὴν ταὐτὸν ὂν καὶ τὴν πρώτην γένεσιν καὶ κίνησιν τῶν τε ὄντων καὶ γεγονότων καὶ ἐσομένων καὶ πάντων αὖ τῶν ἐναντίων τούτοις, ἐπειδή γε ἀνεφάνη μεταβολῆς τε καὶ κινήσεως ἁπάσης αἰτία ἅπασιν; […]

Quelle: Platon: Die Gesetze (Platon) /Nomoi (nom.) X 895a-896b, gekürzt.
Edition: N.N.

Auslegung:

- Annahme, dass körperliche Veränderung stets eine Ursache voraussetzt
- es muss daher eine nicht verursachte Bewegung als erste Bewegung angenommen werden
- diese ist demnach keine physikalisch verursachte Bewegung - Selbstbewegung ist gerade der Gehalt des Begriffs Seele - Verweis auf die Seele macht es daher überflüssig, eine weitere erste Erklärung von Veränderung anzugeben - vielmehr wird Seele im Rest des Textes, mit nous verbunden, zur Ursache von Providenz

Themen:

  • Bewegung
  • Freiheit
  • Mensch und Seele
  • Seele

[1] Wenn alles zugleich Gewordene irgendwie feststünde, so wie es die meisten der derartigen [atheistischen Materialisten] zu behaupten wagen, welche erste Bewegung von den genannten [Arten der Bewegung] muss in ihm notwendigerweise zuerst entstehen? Gewiss die, die sich selbst bewegt. Denn durch etwas anderes wird sie sich vorher wohl nicht verändern, wenn keine vorherige Veränderung in ihr wäre. […]
[2] Das, dessen Name ,Seele‘ lautet, welchen Gehalt hat dies? Haben wir einen anderen als den gerade genannten, nämlich die Bewegung, die sich selbst zu bewegen vermag? [...] Wenn sich das aber so verhält, sehnen wir uns dann noch danach, dass nicht hinreichend gezeigt ist, dass die Seele, das erste Werden und die Bewegung des entstandenen und in Zukunft Seienden und von allem, was einander nicht entgegensteht, dasselbe ist, weil ja deutlich wurde, dass sie für alles die Ursache für jegliche Veränderung und Bewegung ist?

Übersetzer: Matthias Perkams