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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Aristoteles: Nikomachische Ethik VII 4, 1147a 25-b 1

Original:

Aristoteles über die Ursachen der Willensschwäche
ἣ μὲν γὰρ καθόλου δόξα, ἡ δ’ ἑτέρα περὶ τῶν καθ’ ἕκαστά ἐστιν, ὧν αἴσθησις ἤδη κυρία· ὅταν δὲ μία γένηται ἐξ αὐτῶν, ἀνάγκη τὸ συμπερανθὲν ἔνθα μὲν φάναι τὴν ψυχήν, ἐν δὲ ταῖς ποιητικαῖς πράττειν εὐθύς· οἷον, εἰ παντὸς γλυκέος γεύεσθαι δεῖ, τουτὶ δὲ γλυκὺ ὡς ἕν τι τῶν καθ’ ἕκαστον, ἀνάγκη τὸν δυνάμενον καὶ μὴ κωλυόμενον ἅμα τοῦτο καὶ πράττειν. ὅταν οὖν ἡ μὲν καθόλου ἐνῇ κωλύουσα γεύεσθαι, ἣ δέ, ὅτι πᾶν γλυκὺ ἡδύ, τουτὶ δὲ γλυκύ (αὕτη δὲ ἐνεργεῖ), τύχῃ δ’ ἐπιθυμία κινεῖν γὰρ ἕκαστον δύναται τῶν μορίων· ὥστε συμβαίνει ὑπὸ λόγου πως καὶ δόξης ἀκρατεύεσθαι.

Quelle: Aristoteles: Nikomachische Ethik /Ethica Nicomachea (EN) VII 4, 1147a 25-b 1.
Edition: N.N.

Auslegung:

Erläutert wird das Verhältnis von allgemeinem Urteil und der Beurteilung des Einzelfalls in Aristotelesʼ Überlegungen zu den Ursachen von Unbeherrschtheit bzw. Willensschwäche (ἀκρασία/akrasia), also einem Handeln wider bessere Einsicht, das aus bestimmten Überlegungen notwendig folgen soll. (VL Freiheit )

Themen:

  • Freiheit
  • Willensschwäche

Die eine Meinung bezieht sich nun auf Allgemeines, die andere auf Einzelnes, welches von der Sinneswahrnehmung bestimmt wird. Wenn aber aus diesen eine entsteht, dann muss die Seele diese Folgerung notwendigerweise hier [im Bereich des Meinens] behaupten, im Bereich des Handelns aber sofort tun. Wenn man z.B. ,alles Süße kosten soll‘, „dies hier aber‘ als eines von den Einzeldingen ,süß ist‘, dann muss der, der dies kann und nicht gehindert wird, dies zugleich auch tun. Wenn also ein allgemeiner Satz gegeben ist, der am Kosten hindert, zugleich aber derjenige ,alles Süße ist freudvoll, dies hier aber ist süß‘ – und zwar aktuell vorhanden –, dann kann die Begierde zufällig jedes der Glieder bewegen. Also passiert es, dass wir trotz Gedanken und Meinung willensschwach werden.

Übersetzer: Matthias Perkams